Film "Der Untergang":Ein Treffen mit Oscar

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Die Verfilmung der letzten Tage Adolf Hitlers soll als deutscher Beitrag in das Rennen um den US-Filmpreis Oscar gehen. Hierzulande wird derzeit noch diskutiert, ob das Werk von Produzent Bernd Eichinger und Regisseur Oliver Hirschbiegel für Jugendliche geeignet ist.

Eine unabhängige Jury habe den Film ausgewählt, teilte die Branchenorganisation German Films am Donnerstag mit.

Den beiden Filmemachern sei eine "eindringliche und entmystifizierende filmische Umsetzung der letzten Tage Adolf Hitlers und des Dritten Reiches" gelungen, hieß es zur Begründung.

In Hollywood wird die Academy of Motion Picture Arts and Sciences am 25. Januar 2005 diejenigen fünf Filme nominieren, die an der Endauswahl des Wettbewerbs um den Osacar für den besten nicht englischsprachigen Film teilnehmen. Die Oscar-Verleihung geht am 27. Februar 2005 in Los Angeles über die Bühne.

Den Angaben zufolge haben seit dem Kinostart am 16. September in Deutschland bereits 750.000 Menschen den Film mit Bruno Ganz als Hitler und Alexander Maria Lara als dessen Sekretärin Traudl Junge gesehen. Corinna Harfouch und Ulrich Matthes spielen darin das Ehepaar Goebbels, Juliane Köhler Hitlers Frau Eva Braun.

Reich-Ranicki: Für junges Publikum wichtig

Für den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki ist Eichingers Film ein "wichtiger, bedeutender und sehr gut gemachter Film". In der ZDF-Sendung "Berlin Mitte" sagte er: "Ich halte die Idee, den Film an Schulen zu zeigen, keineswegs für absurd, sondern ich befürworte diese Idee sehr." Zuschauer, die heute diesen Film sähen, reagierten darauf "ohne Mitschuld" - anders als die Väter oder Großväter.

Der Film sei gerade für das junge Publikum wichtig, weil es begreifen soll, "was uns, die wir nicht jung sind, auch schwer fällt zu begreifen." Der Reiz dieses Filmes, Hitler in die Augen zu sehen, beruhe auf dem verständlichen Interesse der Zuschauer, verstehen zu wollen. "Der Untergang" verharmlose nichts, sagte Reich-Ranicki.

Manko des Films sei allerdings, dass es Eichinger und auch Bruno Ganz nicht gelungen sei, zu zeigen "warum dieser Hitler Tausende und Millionen fasziniert hat".

"Der Untergang" sollten Schüler nach Ansicht von Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann (CDU) erst ab 14 Jahren sehen. Der Film ist allerdings ab 12 Jahren freigegeben. In diesem Alter fehle das geschichtliche Wissen, um den Film einordnen zu können, so Busemann. Der Film von Bernd Eichinger zeigt die letzten Tage aus dem Leben von Adolf Hitler im umkämpften Berlin 1945. "Wichtig ist, dass der Kinobesuch von Lehrern und Eltern gut vorbereitet wird", sagte der Minister.

Der Historiker Hans Mommsen hatte den Film scharf kritisiert. Die Rekonstruktion bloßer Fakten ergebe keine Geschichte, sagte der anerkannte Wissenschaftler. Die Darstellung der NS-Zeit als bloße Personengeschichte sei überhaupt nicht geeignet. Jan-Oliver Decker, Medienexperte an der Universität Kiel, hatte von "konventionellem Erzählkino" gesprochen, das Hitler nicht anders zeige als frühere Filme. Dagegen fand der Münchner Historiker Hermann Graml den Film "ganz hervorragend".

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