Festspiele:Klettern in Bayreuth

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Ein eindrucksvoller Wotan: der schwedische Bariton John Lundgren in der Bayreuther "Walküre". (Foto: Enrico Nawrath/dpa)

In der "Walküre" überzeugen die Darsteller nicht nur klanglich

Von Andreas Pernpeintner, Bayreuth

Die Idee des Theatermachers Frank Castorf, den Bayreuther "Ring" als erdölverschmierte Geschichte des schwarzen Goldes zu erzählen, ist längst gründlich analysiert worden. Beim zweiten Ringsegment, der "Walküre", befindet man sich in der Stadt Baku zur Jahrhundertwende, und die riesige Bretter- und Wellblechbude, die dafür samt Förderturm, behäbig vor sich hin nickender Ölpumpe und sonstiger Ausrüstung auf die Drehbühne im Festspielhaus gezimmert wurde, ist beeindruckende Handwerkskunst. Hier spielen Wagners Handlung und Castorfs Öl-Universum gleichermaßen, Berührungspunkte inklusive. Vor allem aber dient der Bau dazu, als Kletterparcours bewegtes Schauspiel zu suggerieren: Tor auf, Türe zu, Treppe rauf, Leiter runter, Drehbühnenschwenk, entrollte Stoffbahnen als Fläche für Video-Projektionen, die neben Filmausschnitten zur Ölförderung auch Live-Bilder davon zeigen, was im Innern der Ölbaracke geschieht, und sei es ein zentraler Teil der Handlung wie Siegmunds und Hundings Tod. Die Aktionsdichte ist hoch - trotzdem passiert oft nichts.

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