Festivals:Ganz klassisch

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Ein Wochenende mit Open-Air-Konzerten auf dem Odeonsplatz, dem Gärtnerplatz und im Brunnenhof

Von Jennifer Gaschler

An diesem Wochenende ballen sich die Klassik-Open-Air-Konzerte in München. Schuld hatte daran wohl auch die EM, die für die Terminnot der Veranstalter danach sorgte. Von offizieller Seite heißt es, die zeitliche Überschneidung sei lediglich Zufall. Ob das auch ein Glücksfall ist, ist wohl Ansichtssache, denn wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual.

Der Odeonsplatz wird zum Konzertsaal für eines der größten Klassik-Open-Air-Konzerte Deutschlands. Massenaffin präsentiert sich das Programm der beiden großen Münchner Orchester. Für die kurzfristige Wochenendplanung dürfte das riesige Event allerdings nur eine Nebenrolle spielen; beide Konzertabende sind bereits ausverkauft. Besser sieht es im benachbarten Brunnenhof der Residenz aus, wo an diesem Samstagabend Pianist Joseph Moog einen Klavierabend gibt. Der Grammy-nominierte "Nachwuchskünstler des Jahres 2015" spielt Haydns "Fantasia", Debussys "L'Isle Joyeuse" und Tschaikowskys große Sonate. Am Sonntag steht das schwedische A-capella-Ensemble "The Real Group" auf dieser Open-Air-Bühne und lässt einen Stil-Mash-up von Mozart bis Michael Jackson und schwedischer Folklore erklingen. Darin im klaren Vorteil zu manch anderer Veranstaltung unter freiem Himmel können die Residenzkonzerte bei schlechter Witterung in den Herkulessaal übersiedeln. Der "Klassik am Odeonsplatz" bleibt nur ein Dach aus Regenschirmen oder die Absage der Veranstaltung.

Ganz klar für spontan Veranlagte, aber auch gut wetterabhängig, ist das Gärtnerplatz Open-Air. Bei freiem Eintritt findet dort ab Samstagnachmittag ein Straßenfest statt. Organisiert wird es von der ortsansässigen "Volksoper", dem Gärtnerplatztheater. Auf der großen Freiluftbühne spielt am ersten Abend die Prager Big Band Kentonmania ein Jazz-Konzert. Ein interessanter Kunstgriff ist die "Vjing-Performance", kurze vorproduzierte Videosequenzen, die subjektive, optische Wahrnehmungen zur Musik widerspiegeln, werden dabei live zum Konzert gemischt und auf einer LED-Leinwand gezeigt. Das Projekt entspringt der "Elektronischen Bild- und Klangforschung" der Ludwig-Maximilians-Universität.

Es ist nicht die einzige Kooperation zwischen Universität und Gärtnerplatztheater. Auch ein kunstwissenschaftliches Praxisseminar widmete sich der Programmplanung. Entstanden ist ein Schaufensterwettbewerb, bei dem 19 verschiedene Geschäfte um die schönste Dekoration zum Gärtnerplatzfest konkurrieren. Und auch "Kulturbeutel" haben die Studierenden gestaltet und mit allerlei Nützlichem gefüllt; diese verteilen sie am Wochenende. Darüber hinaus bieten sie Workshops zur individuellen Gestaltung dieser Taschen an.

Höhepunkt des Fests ist jedoch alljährlich das Konzert des Gärtnerplatztheaters am Sonntagabend. Gleich drei Dirigenten und Intendant Josef E. Köpplinger leiten das Sinfonieorchester und das neue Ensemble durch einen Querschnitt des Repertoires. Weniger experimentierfreudig als beim Rahmenprogramm dominieren Musical-Evergreens wie "Tonight" aus der "West Side Story", Opernklassiker wie Rossinis diebische Elster oder Operettenschmankerl wie "Dein ist mein ganzes Herz". Mit der Strauß'schen Polka "Unter Donner und Blitz" hoffen sie augenzwinkernd - und das teilen sie wohl mit ihren Konkurrenten - auf gutes Open-Air-Wetter.

Gärtnerplatzfest , Sa., 16. Juli Konzerte und Programm ab 16 Uhr; So., 17. Juli Programm ab 14 Uhr, Konzert des Staatstheaters am Gärtnerplatz 19.30 Uhr, Eintritt frei, www.gaertnerp latztheater.de; Klassik am Odeonsplatz , Sa./So., 16./17. Juli 20 Uhr, www.klassik-am-odeonsplatz.de; Radeberger Open Air , Sa./So., 16./17. Juli 20 Uhr, Brunnenhof der Residenz

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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