Festival:Wut und Sehnsucht

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Eine Stunde Bilderrätsel: In "Kaktee" fährt Jesus mit Pfeil-Heiligenschein Rollschuh. (Foto: Mariana Román und Alejandro Cor)

Disparates aus einem geschundenen Land - die Kammerspiele zeigen bei einem Festival Theater aus Mexiko

Von Egbert Tholl, Antje Weber und Christiane Lutz, München

Der Tod ist in Mexiko allgegenwärtig. Je länger man der Kultur- und Theaterwissenschaftlerin Luz Emilia Aguilar Zinser zuhört, desto düsterer wird das harte Bild, das sie von ihrer Heimat zeichnet. "400 Jahre Kolonialismus, 120 Jahre Unterwerfung unter das nordamerikanische Imperium". Und seit zehn Jahren Drogenkrieg, ausgerufen damals vom Präsidenten Felipe Calderón, für Zinser Herr über eine "weiche Diktatur" im Zeichen eines extremen Neoliberalismus. Nicht erst seit jenen Jahren, seitdem aber besonders krass tobt der Krieg zwischen den Kartellen, der Regierung, dem Militär. 260 000 Tote in zehn Jahren, 103 ermordete Journalisten, Massaker, ausradierte Dörfer, Angst, Terror, Millionen auf der Flucht. Die Regierung stecke drei Mal mehr Geld in den Drogenkrieg als in die Bildung, und das ganze Land sei "ein Theater der Gewalt".

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