Festival:Komponist zu Besuch

Die 19. Brahmstage am Starnberger See

Was sich aus einem einzigen Aufenthalt alles entwickeln kann: Johannes Brahms kam Mitte Mai 1873 nach Tutzing, quartierte sich in der Villa Amtmann ein und fühlte sich dort sehr wohl. Die englischen Fräuleins, die dort auch wohnten, vergötterten den Komponisten aus Hamburg jedenfalls. Brahms blieb bis September und komponierte viel, unter anderem die Haydn-Variationen op. 56, und schrieb Postkarten, in denen er von prachtvollen Gewittern und schneebedeckten Berggipfeln schwärmte. Auch dachte er darüber nach, eine Oper zu schreiben - der Dichter Paul Heyse hatte ihm einen Libretto-Entwurf zugesandt. Aber daraus wurde nichts. Und Brahms kehrte trotz aller Begeisterung nie wieder an den Starnberger See zurück. Aber die Erinnerung an seine Sommerfrische hält ein kleines hochkarätiges Festival wach, die Tutzinger Brahmstage, die heuer zum 19. Mal stattfinden.

Höhepunkt dürfte wohl das Konzert mit Juliane Banse sein (Sonntag, 23. Oktober, 18 Uhr, Evangelische Akademie). Die Sopranistin singt Lieder von Brahms und dessen Förderer Robert Schumann, begleitet am Klavier von Marcelo Amara. Die berühmte Brahmsche Violoncello-Sonate F-Dur stellen dagegen Cellist Wen-Sinn Yang und Chifuyu Yada am Klavier in den Mittelpunkt ihres Konzerts (Sonntag, 16. Oktober, 18 Uhr, Evangelische Akademie).

Reizvoll dürfte das Crossover-Projekt "Brahms meets Jazz" sein, ein Konzept, das in derselben Besetzung - Geiger Max Grosch und sein Quartett auf der einen, das klassische Diogenes-Quartett auf der anderen Seite - schon im Vorjahr für Begeisterung sorgte (Freitag, 14. Oktober, 20 Uhr, Aula des Gymnasiums). Erst erklingen die Brahms-Werke im Original, bevor Themen und Motive nach allen Regeln der Kunst zerlegt werden und verblüffend neu gemischt werden.

Tutzinger Brahmstage, bis 23. Oktober, www.tutzinger-brahmstage.de

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