Fantasie:Taschenbücher

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Zwei spannende Erzählungen für Zwölfjährige, in denen mysteriöse und auch gefährliche Ereignisse die Helden in Schwierigkeiten bringen.

Von Hilde Elisabeth Menzel

Mit seinem Roman "The Circle" hat Dave Eggers einen Weltbestseller geschrieben und wurde mit vielen Preisen ausgezeich-net. Sein erstes Kinderbuch: "Die Mitternachtstür" zeigt nun eindrucksvoll, dass der Autor sich auch in junge Leserinnen und Leser einfühlen kann und ihre Gefühle und Bedürfnisse ernst nimmt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der zwölfjährige Gran. Seine Mutter sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl. Als der Vater, ein Automechaniker, an der Ostküste arbeitslos wird, beschließen die Eltern, nach Carousel in den Bergen zu ziehen, wo der Vater herstammt und wo sein Elternhaus leer steht. Doch als sie in Carousel ankommen, wo früher prunkvolle Karussells hergestellt wurden, sind sie entsetzt, denn die Kleinstadt wirkt heruntergekommen, in den Straßen klaffen Risse und die Häuser stehen schief. In der Schule findet Gran keine Freunde und wird gemobbt. So flüchtet er in den Pausen zu El Duque, dem alten Hausmeister, der ihn beschützt. Und dann begegnet er der geheimnisvollen Catalina und findet heraus, dass sie in einem unterirdischen Labyrinth aus Tunneln arbeitet, denn die Stadt droht zu versinken. Gran schließt sich ihr an, und gemeinsam mit El Duque gelingt es ihnen, die Stadt zu retten. Ein düsteres und bedrohliches Szenario und eine höchst spannende und dramatische Geschichte. (ab 10)

Dave Eggers : Die Mitternachtstür. Aus dem Englischen von Ilse Layer. Mit Vignetten von Aaron Renier und einem Cover von Einar Turowski. Fischer TB, Frankfurt/Main 2020. 364 Seiten, 10 Euro.

Es ist eine 200 Jahre alte Roteiche, aus deren ungewöhnlicher Perspektive die amerikanische Autorin Katherine Applegate ihre kleine poetische Geschichte erzählt. "Rot", wie sich die alte Eiche selbst nennt, ist ein sogenannter Wunschbaum, in dessen Ästen die Menschen aus der Umgebung immer am 1. Mai ihre Zettel mit Wünschen hängen. "Es ist mir eine Ehre, dass auf meine müden alten Äste so viele Hoffnungen gesetzt werden."

Auch die zehnjährige Samar, die erst kürzlich in das Haus neben dem alten Baum gezogen ist, hängt ein Stück Stoff mit ihrem Wunsch an einen der Äste. "Ich wünsche mir einen Freund", hatte sie darauf geschrieben, denn sie fühlt sich einsam und wird in der Schule gemobbt, weil ihre Familie aus einem muslimischen Land stammt. Die Tiere des Baumes, Bongo, die Krähe, der Specht, die Eulen und unter dem Baum die Waschbären-familie, werden Samars Freunde, und sie besucht sie jede Nacht. Als die Besitzerin des Baumes ihn fällen will, weil sie immer so viel Arbeit damit hat, die Wunschzettel wegzuräumen, verbündet Samar sich mit Stephan aus dem Nachbarhaus. Zusammen mit den Tieren retten sie den Wunschbaum, und Samars Wunsch geht in Erfüllung, denn in Stephan hat sie einen Freund gefunden.

Wunderschöne Schwarz-Weiß-Illustrationen mit großartigen Tieren von Charles Santoso bereichern diese poetischen Geschichte, die von der Kraft der Wünsche und der Freundschaft handelt. (ab 10 Jahre)

Katherine Applegate: Baum der Wünsche. Aus dem Englischen von Katrin Fischer. Mit Illustrationen von Charles Santoso. Oetinger TB (0644), Hamburg 2020. 224 Seiten, 8 Euro.

© SZ vom 24.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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