Entertainment:Geschmeidig wie gewohnt

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Die "Night Of The Proms" als akustische Wohlfühloase

Von Ralf Dombrowski, München

Die "Night Of The Proms" ist das Spa unter den Konzerten. Das Credo des opulent gestalteten Entertainmentabends heißt Balance, ein Konzept, das inzwischen dafür sorgt, dass die akustische Wohlfühloase alljährlich deutschlandweit durch die großen Hallen ziehen kann und Arenen wie die Olympiahalle mühelos füllt. Alles orientiert sich an der Vorgabe der Ausgewogenheit, die dezent humorvollen, nur gelegentlich ins übermäßig Geschmeidige gleitenden Moderationen von Markus Othmer, die effektvolle Portionierung der künstlerischen Eckpunkte, die stilistische Auswahl der Künstler und auch die selbst in einem schwierig zu beschallenden Raum hervorragend funktionierende Licht- und Veranstaltungstechnik.

Nach 22 Jahren in Deutschland hat sich das Event zu einem Unternehmen entwickelt, das die Klaviatur des Marketings von der Eigenwerbung während des Abends über den bereits einsetzenden Vorverkauf für die folgende Tournee-Runde, eigene Twitter-Tweets und Instagram-Posts bis hin zum Souvenir-Management mit Fernsehaufzeichnung und Rundfunkwiederholung souverän bespielt. Dazu gehört auch das Jonglieren mit dem musikalischen Potenzial. Im Vordergrund stehen die Gäste, denen ein großes Ensemble zuarbeitet, ohne übermäßig gefeatured zu werden. Von der Rock-Combo NOTP Backbone etwa bemerkte man bis auf ein Gitarrensolo von Arnold van Dongen vor allem das solide Handwerk, der Chor Fine Fleur bekam einen kurzen Slot zur Verfügung gestellt, das Orchester Il Novecento wurde vor allem über die neu im Team agierende brasilianische Dirigentin Alexandra Arrieche definiert, und am meisten Frontpräsenz bekamen neben den Headlinern die Backing-Vokalisten Pretty Vanillas zugestanden.

In diesem Ambiente konnten sich dann die Stars bewähren. Die Schweizerin Stefanie Heinzmann zum Beispiel stellte sich als stimmlich kraftvoll agierende Soulsängerin vor und stahl damit ihrer britischen Kollegin Natasha Bedingfield ein wenig die Show, die das allerdings durch ein glamourös modisch konterkariertes Strand-Outfit und viel Blondhaar-Posing wettmachte. Die Männer des Abends gaben sich derwischhaft bewegt wie die drei Crossover-Streicher von Time For Three, oder auch souverän knorrig wie der Sänger John Miles, dessen Duett "Father & Son" mit Ronan Keating einen der Glanzpunkte bot.

Stimmig wurde das Konzept "Klassik trifft Pop", als Jim Kerr mit Time For Three und dem Orchestersound die pathetische Simple-Minds-Hymne "Belfast Child" anstimmte. Und wirklich von den Sitzen rissen das Publikum schließlich die Überraschungsgäste Günther Sigl und Barny Murphy mit München-Klassikern wie "Schickeria". Denn auch das gehört zur Night Of The Proms: das Gefühl, daheim angekommen zu sein.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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