Endlich Zeit für . . .:"Ich mag München"

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Das Buch vor dem Film über Freddie Mercury

Von Josef Grübl

Die besten Filme sind jene, die nie gedreht wurden. Was hätte uns erwartet, wenn die Herzensprojekte von Regiegöttern wie Hitchcock, Kubrick oder Fellini realisiert worden wären. Hat leider nicht geklappt - und so sind sie nur in unseren Köpfen, die imaginären Meisterwerke. Auch im Fall des seit Jahren geplanten Biopics über Freddie Mercury kann man nur noch träumen von einem Film, den es so nie geben wird: Der Brite Peter Morgan, Oscar-nominiert für "The Queen" (die Königin, nicht die Band), hatte ein Drehbuch verfasst, das sich auf Mercurys Münchner Jahre konzentrierte - das gefiel aber den Mitgliedern von Queen (der Band, nicht die Königin) nicht. Aus ihrer Sicht verständlich, hätten sie doch darin so gut wie keine entscheidende Rolle gespielt, aber aus Münchner Sicht ist es schade.

26 Jahre nach seinem Tod dürften zwar ziemlich alle Mercury-Geheimnisse gelüftet worden sein, in dem beim Piper-Verlag erschienenen Buch "Freddie Mercury: Die Biografie" der Engländerin Lesley-Ann Jones kann man sie trotzdem noch einmal nachlesen: Seine wilde München-Zeit in den Achtzigerjahren nimmt viel Platz ein, es geht um die turbulente Affäre des Rockstars mit dem "Sebastianseck"-Wirt Winnie Kirchberger, um die gemeinsame Wohnung mit Barbara Valentin und all die Schwulenbars im Glockenbachviertel, die es längst nicht mehr gibt.

"Ich mag München", zitiert sie Freddie Mercury einmal, "ich habe eine Menge Freunde dort, die wissen, wer ich bin, aber sie behandeln mich wie jeden anderen Menschen auch und haben mich so akzeptiert, wie ich nun mal bin. Und das ist für mich sehr entspannend." Der Weltstar konnte unbehelligt durch das Münchner Nachtleben ziehen, im Social-Media-Zeitalter wäre so etwas undenkbar. Im November 1991 starb er in London an den Folgen seiner Aids-Erkrankung.

Vor drei Monaten begannen die Dreharbeiten zum Mercury-Biopic "Bohemian Rhapsody" - mit neuem Drehbuch und einem allgemeineren Ansatz. Da das Projekt lange unter keinem guten Stern stand, verwundert es nicht, dass die Probleme nicht abreißen: Der amerikanische Regisseur Bryan Singer wurde während des Drehs gefeuert, sein britischer Kollege Dexter Fletcher sprang spontan ein, am geplanten Starttermin im Dezember 2018 soll sich aber nichts ändern. Bis dahin kann man in der umfangreichen Mercury-Biografie nachlesen, was später im Kino vielleicht nicht mehr zu sehen ist.

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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