Die Munition für die Verteidigung der Ein-Euro-Jobs stammt oft aus alten Arsenalen: Minijobs, so werden deutsche Politiker nicht müde zu betonen, gibt es heute schon.
Wobei sie allerdings meist Krankenpfleger oder Friseurinnen meinen und jene Gruppe unterschlagen, die sich abseits fester Bürozeiten, Stechkarten und Wochenkonferenzen als Freiberufler durchschlägt.
Der freischaffende nordrheinwestfälische Künstler verdient 10.738 Euro im Jahr, ließ jüngst die Statistik der Künstlersozialkasse verlauten. Er liegt damit noch über dem Bundesdurchschnitt, der bei 10.200 per annum liegt.
Sein Ostkollege, der Thüringer, der Sachse, der Brandenburger, krebst bei einem Einkommen zwischen 8000 und 9000 Euro rum. Ist das eine Lebensgrundlage? Nein, das ist keine Lebensgrundlage.
Denn 10.000 Euro pro Jahr heißt 830 Euro pro Monat und bei einer 40-Stunden-Woche ist das etwas mehr als drei Euro pro Stunde.
Wer die Kunst zum Leben wählt, heißt es, der hat auch für die Folgen zu haften. Und da gebe es ja noch jenes überwältigende, silbrige Gefühl von Freiheit, das den Künstler seine materiellen Notlagen schnell vergessen lässt.
Wenig poetisches Bild
Doch Carl Spitzwegs Bild vom armen Poeten ist wohl eher für den Betrachter als für den Künstler selbst poetisch. Und es ist nicht allein die bildende Kunst, die einen Stammplatz am unteren Ende der Lohnskala innehat: Bei freien Graphikern sind die Preise in den letzten 20 Jahren auf ein Fünftel gefallen.
Der freie Literaturkritiker bewegt sich zwischen zwei und fünf Euro, wenn er die Bücher nicht nur rezensiert, sondern auch liest. Ein junger Theaterschauspieler fährt nicht nur zwecks körperlicher Ertüchtigung mit dem Rad zur Arbeit.
Die neuen Einbiszweieuro-Arbeiter werden nicht allein sein. Sie werden sich einreihen in den Kreis von Malern, Journalisten und Theaterschauspielern. Und es wird ihnen genauso schlecht gehen.