Dietrich Bonhoeffer (III):Als Liebe nur ein Wort sein durfte

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Im Juni 1942 verliebt sich der erklärte Junggeselle Bonhoeffer. Es wird eine ebenso stille wie turbulente Beziehung: Die Schwiegermutter in spe verbietet den Kontakt - und erlaubt ihn erst dann wieder, als Bonhoeffer im Gefängnis sitzt. Doch dann geht plötzlich die Verlobte auf Distanz.

Von Josef Ackermann

Zum 60. Todestag Dietrich Bonhoeffers veröffentlicht sueddeutsche.de eine Artikelreihe, die das Leben des Widerständlers beleuchtet.

Bonhoeffers Verlobte: Maria von Wedemeyer (1942) (Foto: Foto: Chr. Kaiser/Gtl. Verlagshaus)

Im letzten und dritten Teil beschreibt der Bonhoeffer-Biograph Josef Ackermann*) das spannende Verhältnis eines ungleichen Paar, dessen Beziehung fast nur auf dem Papier statt finden darf - in den Briefen, die sich beide schreiben.

Dietrich Bonhoeffer macht 1942 Besuch bei einer älteren Dame: Ruth von Kleist-Retzow in Pommern. Sie ist schon eine Reihe von Jahren mit Bonhoeffer befreundet und unterstützt ihn beim Aufbau und Erhalt des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde.

Hier begegnet er Maria von Wedemeyer, der Enkeltochter von Ruth von Kleist-Retzow. Eigentlich kennt er sie schon lange, doch erstmals nimmt er sie als junge Frau wahr. Nach der Begegnung geht ihm die 18-jährige Abiturientin, die Mathematik studieren möchte, nicht mehr aus dem Kopf - obschon er beschlossen hatte, ehelos zu bleiben.

Eine Augenoperation der Großmutter in einem Berliner Krankenhaus führt beide erneut zusammen.

Zu Gast bei Hitlers Bruder

Bonhoeffer hat nun die Möglichkeit, Maria häufig im Krankenhaus zu sehen - und er nutzt sie auch. Die Krankenbesuche übersteigen das übliche Maß bei weitem. Beide kommen sich näher und ausgerechnet in der Gaststätte von Hitlers Bruder finden sie immer wieder Platz zum ungestörten Gespräch.

Marias Vater fällt im Russlandfeldzug, kurz darauf auch ihr Bruder. Zur Trauerfeier von Max, der ein Konfirmand Bonhoeffers war, lädt Marias Großmutter auch Bonhoeffer ein. Die Mutter ist jedoch dagegen. Sie fürchtet, dass sich die Verliebtheit beider zu einem untrennbaren Verhältnis auswachsen könne.

Für die Besorgnis der Mutter gibt es triftige Gründe: Bonhoeffer ist 18 Jahre älter, mithin doppelt so alt wie Maria. Und nach Ansicht der Mutter ist die Tochter ohnehin noch zu jung zum Heiraten. Erschwerend kommen die düstereren Zukunftsaussichten Bonhoeffers in der staatlich nicht anerkannten Bekennenden Kirche hinzu: Er ist persönlich gefährdet - und somit es ist auch fraglich, ob er überhaupt eine Familie ernähren kann.

Kurzerhand bestellt die Mutter Bonhoeffer zu einer Aussprache ein. Ende November 1942 kommt es zu einem Treffen im Wedemeyerschen Gutshaus in Pätzig. Wie wird sich Bonhoeffer dabei schlagen? Maria telefoniert nach dem Gespräch mit ihrer Mutter und schreibt selbstsicher in ihr Tagebuch: "Daß er auf Mutter einen gewissen Eindruck gemacht hat, ist ja klar. Es kann ja gar nicht anders sein. - Das Überwältigende ist und bleibt, daß er mich wirklich heiraten will; ich kann es ja noch immer nicht verstehen, daß das möglich ist."

Vorsorgliche Trennung

Marias Mutter verlangt jedoch kategorisch von beiden "ein Jahr völlige Trennung"; denn Maria solle erst einmal zur Ruhe kommen. Die Großmutter ist entrüstet und Bonhoeffer erschrocken: Ein Jahr? Daraus könnten ja auch fünf Jahre werden. Doch er beruhigt sich, denn die Zeit werde es zeigen, ob man dieses "Gesetz" - wie Bonhoeffer diese Verpflichtung nennt - wirklich beachten könne.

Er verwirft die Überlegung, Marias Mutter zu überreden, die Wartezeit abzukürzen. Zwar sei sie ihm im Argumentieren unterlegen, aber er wolle ihr, die gerade ihren Mann und ihren Sohn in Rußland verloren habe, kein Gefühl der Wehrlosigkeit geben.

Und Maria? Ihre Großmutter schreibt an Bonhoeffer, sie sei "befreit und glücklich". Darüber kann sich Bonhoeffer freilich nicht freuen. "Ich bin weder befreit noch glücklich", bekennt er.

Spätes Wiedersehen

Am 13. Januar 1943 bekommt er von Maria einen Brief, der seine Zweifel an Marias Bereitschaft für einen gemeinsamen Lebensweg beseitigt. Noch schreibt sie an den "lieben Herrn Pastor Bonhoeffer": "Es wird mir schwer, Ihnen das jetzt schriftlich sagen zu müssen, was man persönlich kaum aussprechen kann... Aber weil ich erfahren habe, daß Sie mich so gut verstehen, habe ich den Mut, ihnen jetzt zu schreiben, auch wenn ich eigentlich gar kein Recht habe, Ihnen auf eine Frage zu antworten, die Sie gar nicht an mich richteten. Ich kann Ihnen heute ein von ganzem und frohem Herzen kommendes Ja sagen. Sie müssen jetzt bitte meine Mutter verstehen, wenn sie die uns auferlegte Wartezeit nicht aufheben will."

Dieser Brief gilt künftig als Verlobungsbrief und das Datum des Briefes als Beginn der Verlobungszeit. Selbst die Mutter und ihr Onkel als Vormund stimmen vor Absendung des Briefes diesem Verlobungsversprechen zu. Aber: Maria und Dietrich dürfen sich nicht sehen und nicht schreiben.

Trotzdem schäumt Bonhoeffers Antwortbrief über vor Glücksgefühlen: "Ich spüre und bin überwältigt von dem Bewußtsein, daß mir ein Geschenk ohnegleichen zugefallen ist - ich habe es nach all dem Verwirrenden der letzten Wochen nicht mehr zu hoffen gewagt."

Aus Andeutungen der Großmutter erfährt Maria, dass Dietrich gefährdet sei. In ihr Tagebuch trägt sie am 5. April 1943 ein: "Ist etwas Schlimmes geschehen? Ich fürchte, daß es etwas sehr Schlimmes ist..."

Dietrich Bonhoeffer nach seiner Rückkehr aus Amerika im August 1939 (Foto: Foto: Chr. Kaiser/Gtl. Verlagshaus)

Sie weiß bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was an diesem Tag wirklich vorgefallen ist. Erst am 18. April erfährt sie von ihrem Onkel, dass Dietrich am 5. April verhaftet worden ist.

Nun gibt es auch in der Familie der Kleists kein Zaudern mehr. Die Verlobung Marias und Dietrichs wird öffentlich gemacht und die Kontaktsperre aufgehoben. Trotzdem sehen sich beide erst im Juni 1943 wieder.

Nach einem Jahr Verlobungszeit zieht Bonhoeffer eine bittere Bilanz der äußeren Umstände ihrer Liebe. Er schreibt an seinen Freund Eberhard Bethge: "Nun sind wir fast 1 Jahr verlobt und haben uns noch nie 1 Stunde allein gesehen! Ist das nicht ein Wahnsinn? Alles, was sonst zur Verlobungszeit gehört, das Sinnlich-erotische müssen wir bewußt verdrängen, unseren ersten Kuß haben wir uns vor R[öder]'s**) Augen geben müssen. Wir müssen uns über Dinge unterhalten und schreiben, die uns beiden im Grunde nicht die wichtigsten sind, wir sitzen alle Monate eine Stunde brav wie auf der Schulbank nebeneinander und werden wieder auseinander gerissen, wir wissen so gut wie nichts voneinander, haben nichts miteinander erlebt, denn auch diese Monate erleben wir ja getrennt. Maria hält mich für ein Ausbund von Tugend, Musterhaftigkeit und Christlichkeit, und ich muß, um ihr Beruhigung zu verschaffen, Briefe schreiben wie ein alter Märtyrer..."

Sorge vor dem spurlosen Abtritt

Dabei halte Maria die Situation mit einer großartigen Selbstverständlichkeit durch. Manchmal beunruhige ihn auch der Altersunterschied. Er habe das Gefühl, hier im Gefängnis wesentlich älter geworden zu sein.

Manchmal denke er, er habe sein Leben schon hinter sich, er müsse nur noch sein Buch "Ethik" fertig schreiben. "Aber weißt Du," schreibt er an Bethge, "in solchen Augenblicken fasst mich ein mit nichts anderem zu vergleichendes Verlangen danach, ein Kind zu haben und nicht spurlos abzutreten - wohl auch eher ein alttestamentlicher als neutestamentlicher Wunsch."

Zu Beginn des neuen Jahres ist er zuversichtlich, dass er bald aus dem Gefängnis heraus kommen könnte: Im Januar 1944 schreibt er Maria, dass es nun nicht mehr lange dauern werde, bis sie beide ganz beisammen sein würden.

Doch drei Monate später, im April 1944, ist es für ihn ein Schock, als er erfahrt, dass er noch eine Weile Geduld haben müsse. "Wenn man liebt, will man leben, vor allem leben und haßt alles, was eine Bedrohung des Lebens darstellt," schreibt er aus dem Gefängnis.

Plötzlich aber taucht eine Irritation in ihrer Beziehung auf. Maria arbeitet mittlerweile als Kindermädchen bei der Cousine Hedwig von Truchseß auf Gut Bundorf in der Nähe von Bamberg.

Der Ort ist 450 Kilometer von Berlin entfernt und es ist entsprechend mühsam, nach Berlin zu kommen. Einen Monat lang formuliert Maria einen Brief an Dietrich. Sie spricht die überraschende Bitte aus, Dietrich möge ihr eine gewisse Zeit des Alleinseins gewähren. Sie hat ohnehin den Briefkontakt ziemlich eingeschränkt.

Wende nach dem Osterfest

Bahnt sich eine Krise zwischen beiden an? Für Maria wird das Osterfest in Bundorf zu einem Schlüsselerlebnis. Die Familie ihrer Cousine, ist eingebunden in die "Berneuchener Bewegung", eine Reformbestrebung innerhalb der evangelischen Kirche.

Auch Marias Familie gehört dieser Bewegung an, die, so fasste es einmal Ulrich Kabitz***) zusammen, die stark sünden- und karfreitagsbezogene preußisch-unierte Kirche in eine fröhliche Osterkirche verwandeln will.

Maria ist hin- und hergerissen zwischen der Berneuchener Bewegung, der Kirche ihres Vaters, und der lutherischen Kirche, der Kirche ihres Verlobten. "Ich bin doch zu sehr Vaters Tochter, um an Gottesdiensten dieser Art vorbeigehen zu können.

Irgendwo in der Bibel steht einmal, daß man mit 'Herz und Nieren' dabei sein müßte. Mit dem Herzen kann man in einem protestantischen Gottesdienst wohl gut dabei sein. Aber den ganzen übrigen Menschen läßt man so leicht - finde ich - vor der Kirchentür kalt stehen."

Muss sie sich in ihrer religiösen Orientierung zwischen ihrem Vater und Dietrich entscheiden? Eine Bemerkung des Mitbegründers der Berneuchener Bewegung, Professor Wilhelm Stählin, kommt ihren eigenen Gedanken nahe.

Stählin habe, schreibt Maria an Dietrich, zu ihrer Cousine gesagt: "Schicken Sie doch bloß die Maria weg, damit sie die Osterwoche nicht mit [zu]machen braucht. So wie ich sie kenne, hält sie es nicht durch, daß sie sich nun zwischen ihrem Vater und ihrem Verlobten entscheiden muß."

Dietrich versucht Marias Unsicherheit zu zerstreuen: "Zwischen Deinem Vater und mir brauchst Du Dich nicht zu entscheiden, so liegen die Dinge nicht und so darf man sie nie und nimmer ins Persönliche ziehen." Seine Bedenken gegen die Berneuchener seien, dass sie den christlichen Glauben mit einem "Stil" belasteten und alles Stilmäßige sei dem Glauben fremd.

Am 29. Mai 1944 schreibt er Maria erneut einen Brief. Sie dürften während Marias Besuch im Gefängnis einige Probleme besprochen haben, die noch ungeklärt oder jetzt im Zusammenhang mit der neuen Erfahrung aktuell geworden sind.

Frühes Geheimnis

Offensichtlich hat Maria über ihre Schwierigkeiten gesprochen, die ungestillte Sehnsucht nach Zweisamkeit noch länger ertragen zu müssen. Und sie warf Dietrich vor, dass er sie im November/Dezember 1942 - als er noch in Freiheit war - trotz des Verbotes der Mutter, nicht besucht habe. Er gibt ihr dafür die Erklärung, dass sie doch selbst eindringlich die Respektierung des Wunsches ihrer Mutter gewünscht habe.

Und er verrät ihr ein gut gehütetes Geheimnis über eine in der Vergangenheit liegende unerfüllte Liebe. Er habe auch schon einmal, als er 21 Jahre alt war, jenes besinnungslose, schwere, ungewisse Verlangen in seinem Leben kennen gelernt. Sie sei eine angehende Theologin gewesen und sie hätten nichts von ihrer gegenseitigen Liebe gewusst.

Acht Jahre lang seien sie nebeneinander hergegangen. Als sie ihrer Liebe gewahr wurden, sei es zu spät gewesen: Vorbeigelebt und Missverstanden! Die kirchliche Arbeit hätte ihn dann so in Beschlag genommen, dass er geglaubt habe, ehelos bleiben zu müssen. Umso mehr freue er sich, über dieses ihm jetzt zugefallene Glück.

***) Mitherausgeber der "Brautbriefe Zelle 92. Dietrich Bonhoeffer, Maria von Wedemeyer 1943 - 1945"

Trotz allem - Maria blickt nicht mehr so hoffnungsvoll in die Zukunft, zumal es ihr körperlich und seelisch immer schlechter geht. Sie schreibt nur noch selten Briefe an Dietrich und zieht sich immer stärker zurück. Ihr Wunsch nach einer Auszeit signalisiert die anschwellende Beziehungskrise.

Dass dabei das Religionsproblem zwischen den Berneuchener und den Lutheranern einen nicht unwesentlichen Anteil gehabt haben dürfte, ist zumindest nicht von der Hand zu weisen.

Das wird besonders klar, wenn man sich Marias Reaktion auf Dietrichs Briefe vor dem einschneidenden Osterfest 1944 vergegenwärtigt: "Ich möchte dem Postfräulein um den Hals fallen, jedem Kind auf der Straße was schenken, tanze singend über den Hof, tobe schließlich die Wendeltreppe herauf, laufe Wasser und Kehrichteimer um und lande schließlich mit klopfendem Herzen auf dem Bett", schreibt sie an Dietrich nach Empfang eines Briefes.

Sie erwägt eine Trennung, ringt sich aber durch, das Verhältnis zu Dietrich nicht anzutasten. Es bleibt die kleinere Lösung - die Denkpause. Dagegen protestiert Dietrich mit einem gewichtigen Argument: Er verweist auf die besonders unsichere Lage hin, in der er sich befindet: "Laß mich offen sein", schreibt er ihr. "Wir wissen nicht, wie oft wir uns in unserem Leben überhaupt noch sehen; so sind nun einmal die Zeiten."

Vorwürfe in absentia

Dietrich möchte die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft nicht aufgeben und überlegt sich sogar schon, wie die Hochzeit ablaufen könnte. In seiner engen Gefängniszelle entwirft er einen konkreten Plan für die Hochzeitsfeier.

Das Verhältnis bleibt aber gespannt: Seinem Freund Eberhard Bethge berichtet er, Maria könne wegen der Verkehrseinschränkungen nicht mehr reisen. "Vielleicht ist es für sie gut, für mich ist es schade."

Bei ihrem letzten Besuch sei Maria ziemlich bedrückt gewesen. Und vorwurfsvoll setzt er hinzu: "Sie hat wohl überhaupt die Neigung, sich in sich selbst zu verspinnen, und dann verspricht sie sich vom Alleinsein zu viel."

Maria hingegen beschwert sich bei ihrer Cousine über die mangelnde Beachtung ihres Briefes, in dem Sie Dietrich um eine Denkpause in ihren Beziehungen gebeten hatte: "Ich habe versucht, ihn um eine Zeit des Alleinseins zu bitten, das ist mir nicht gelungen. Weißt Du, wenn man an einem so langen Brief fast einen Monat lang schreibt, dann kann er gar nicht so sein, daß man ihn nicht ernst nimmt oder nicht spürt, wie wichtig er ist."

Maria wird nach Berlin zurückkehren, bei den Eltern Dietrich Bonhoeffers wohnen und im Haus und der Praxis des Vaters mitarbeiten, so wie Dietrich es sich schon lange gewünscht hat. Für ihn ist sie nun wieder in erreichbarer Nähe.

Aber durch seine Verlegung in das Hausgefängnis der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße treten einschneidende Verschlechterungen ein. Zudem muss Maria Berlin erneut verlassen, um ihrer Mutter bei der Evakuierung aus Pätzig zu helfen. Sie leitet einen Kindertreck nach Westen.

Als Maria Mitte Februar 1945 zurück in Berlin ist, hört sie, dass Dietrich mit unbekanntem Ziel aus dem Berliner Gefängnis weggebracht worden sei. Sie fährt nach Bundorf zu ihrer Kusine und macht sich von dort aus auf die Suche nach ihm, kommt auch zum Konzentrationslager Flossenbürg - aber erst sieben Wochen später wird Bonhoeffer zu diesem Ort gebracht.

Von dort aus schreibt sie an ihre Mutter: Leider sei ihre Reise nach Flossenbürg zwecklos gewesen "Dietrich ist gar nicht da. Wer weiß, wo er steckt. In Berlin sagt man es mir nicht, und in Flossenbürg wissen sie es nicht. Ein ziemlich hoffnungsloser Fall."

Am 9. April 1944 wird Bonhoeffer hingerichtet - sie sieht ihn nicht mehr wieder. Ihr bleiben nur noch die Briefe, die er in den knapp zwei Jahren an sie geschrieben hatte.

Nach dem Krieg studiert sie in Göttingen Mathematik. Dort begegnet sie auch der Zwillingsschwester von Dietrich Bonhoeffer, Sabine Leibholz und deren Familie, die 1947 aus der englischen Emigration - zunächst auf Besuch - zurückkehren.

Die Tochter Marianne Leibholz berichtet später von einer Begegnung mit Maria: "Ich war fasziniert von ihrer Schönheit, Natürlichkeit und Fröhlichkeit. Ich konnte gut verstehen, dass mein Onkel Dietrich sich spontan in diese liebenswürdige junge Frau verlieben konnte. Auch äußerlich passten sie sehr gut zusammen."

1948 setzt Maria ihr Studium in den USA fort. Ein amerikanischer Freund Bonhoeffers, der Atomphysiker Herbert Jehle, sorgt dafür, dass sie ein Stipendium für die Vereinigten Staaten erhält. Sie macht in den USA eine erstaunliche Karriere. Doch zwei Ehen scheitern.

Als sie 1977 an einem schweren Krebsleiden erkrankt, holt sie die Briefe Dietrichs wieder hervor. Ihre vier Jahre ältere Schwester, die auch später die "Brautbriefe" von Dietrich und Maria herausgibt, verbringt 1977 mehrere Wochen an ihrem Krankenbett im Massachusetts General Hospital. Briefe von Dietrich liegen auf dem Nachtschrank. "Er hat mich wirklich geliebt", sagt Maria ihrer Schwester. Am 16. November 1977 stirbt sie in Boston.

© ** Oberstkriegsgerichtsrat und Untersuchungsführer im Fall Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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