So, jetzt Tacheles. Wen interessiert, wer den Goldenen Bären gewinnt? Mal ehrlich. Wer rennt am Montag zur Arbeit und sagt, yo, yo, yo, haste gehört, Sam Garbarski hat den Bären abgeräumt? Na, wer? Richtig. Koi Sau.
Ist leider ein wenig uninteressant, die Siegerehrung. Nicht so uninteressant wie Manifeste von Wowereit bei "Vanity Fair", aber doch uninteressant. Berlinale hat am Abschlusstag Suspense-Defizit und Glamourlag. Sonst toller Vorfall, Geschehnis sehr auf Zeithöhe, aber letzter Tag, da ist noch Luft.
Hier Vorschläge: Berlinale-Chef Kosslick lernt richtig Englisch, und Billy Crystal moderiert den Abend. Oder Oliver Pocher lernt richtig Deutsch und er macht's. Viel wichtiger aber: Optimierung der Dankesreden. Fatih Akin, King of Filmförderung, da Ausländerbeauftragter des deutschen Films, sagte vor drei Jahren: "Voll wie auf Drogen." Riesengag, sicher, geht aber besser.
Vorbild, mal wieder, USA: Radiomann Jack Benny: "Ich verdiene diesen Preis wahrlich nicht. Aber wissen Sie was, ich habe Arthritis und die verdiene ich auch nicht." Oder die schöne Cate Blanchett: "Ich möchte Martin Scorsese danken. Ich hoffe, mein Sohn heiratet mal seine Tochter." Oder Meryl Streep kurz nachdem ihr der Oscar überreicht wurde: "Ich muss vielen Leute danken, und ich werde jetzt eine Menge Namen nennen. Ich weiß nämlich, dass meine Eltern gerade völlig ausrasten vor Freude, und ich würde gerne einigen anderen Elternpaaren die gleiche Möglichkeit einräumen."
Letzter Tipp: Von Moritz Bleibtreu lernen. O-Ton Dankesrede letztes Jahr anlässlich silbernen Bärens für Rolle in "Elementarteilchen": "Ich bin echt fertig, verdammte Scheiße." Nicht brillant. Aber Bleibtreu schon lange auf dem richtigen Weg. Wie Berlinale.