Das wäre schön:Schweres Erbe

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Wird sich bald eine Stiftung um Künstlernachlässe kümmern?

Von Evelyn Vogel

Das Münchner Stadtmuseum hat dieser Tage von der Mäzenin Ruth Rosner 27 Ölgemälde von Johann Georg Edlinger geschenkt bekommen. Ein Vorlass, denn die 87 Jahre alte Dame, die für ihre Verdienste um die Gesundheit und den Naturschutz mehrfach geehrt wurde, erfreut sich guter Gesundheit. Doch wer künstlerische Nachlässe zu vergeben hat, tut gut daran, dies zu Lebzeiten zu regeln.

Das Stadtmuseum nahm die Gabe gerne an. Doch nicht jedes Museum will jeden Künstlernachlass haben. Zum einen passt er nicht immer in die Sammlung und für das Museum wäre er mehr Last als Lust. Zum anderen sollte sich jeder Stifter gut überlegen, ob das Haus überhaupt in der Lage ist, den Nachlass entsprechend zu systematisieren, zu archivieren und auch zu präsentieren. So mancher Nachlass verschwand schon auf Nimmerwiedersehen in den Depots.

Nun fand vor wenigen Tagen beim Berufsverband Bildender Künstler München und Oberbayern (BBK) ein sehr interessantes Symposium statt, in dem es um künstlerische Nachlässe ging. Im Vordergrund standen hier die eigenen Künstlernachlässe. Und der Appell an die Eigenverantwortung, durch Aussortierung für ein handhabbares "Kernkonvolut" zu sorgen, hallte laut. Aber wohin mit einem solchen Kernkonvolut? Hamburg verfügt über ein Forum für Künstlernachlässe, das diese vorbildlich aufarbeitet. In Sachsen werden Mittel für die Digitalisierung zur Verfügung gestellt. Und jüngst hat sich ein Bundesverband für Künstlernachlässe gegründet.

Auch in Bayern, diesem reichen und sich gern reichlich kunstsinnig gebenden Land, müsste man sich längst fragen, was man für Künstlernachlässe tun kann. Fragt man sich aber nicht. Zur Podiumsdiskussion mit politischer Beteiligung kam kein CSU-Vertreter. Hier klafft ein großes Loch des Desinteresses. Bleibt das bürgerschaftliche Engagement, auf das der Vorschlag des auf Kunstrecht spezialisierten Anwalts Hannes Hartung abzielt. Er will eine private "Stiftung Kunsterbe Bayern" gründen, um "die große Dringlichkeit aufzuzeigen und eine professionelle Plattform für steuerlich begünstigte Zustiftungen und Spenden zu bieten". Würde sich die Staatsregierung wenigstens dafür interessieren, wäre das schön. Käme die Stiftung zustande, wäre das noch viel schöner.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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