Das ist schön:Tombola für Kulturbauten

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Wozu ein alter Film über den Wiederaufbau der Oper inspiriert

Von Susanne Hermanski

Ganz so schlimm wie nach dem Krieg steht es noch nicht um die Kulturbauten in Bayerns stolzer Kulturmetropole, ein Elend ist die Lage trotzdem. Sie liegen nicht in Schutt und Asche, sind aber mangels längst überfälliger Investitionen marode und technisch veraltet: das Deutsche Museum, die Neue Pinakothek, der Marstall, das Haus der Kunst, die Musikhochschule, der Gasteig. Rechnet man zusammen, welche Summe nötig wäre, um sie anständig zu ertüchtigen, stehen zwei Milliarden bleischwer unterm Strich.

Nun kann man über die verschleierte Staatsverschuldung schimpfen, die sich hinter dieser Zahl verbirgt. Man kann es aber auch machen wie die Freunde des Nationaltheaters. Die haben in dieser Woche in die Akademie der Schönen Künste geladen und einen Film aus dem Jahr 1964 gezeigt. Dessen Titel: "Der Bürgersieg". Der Verein, der sich den Wiederaufbau des zerbombten Nationaltheaters zur Aufgabe gemacht hatte, und bis heute die Staatsoper unterstützt, hatte ihn damals in Auftrag gegeben, um sein erfolgreiches Engagement zu dokumentieren. Zu sehen ist darin nicht nur wie aus der Ruine, in imposanten Bildern, der neue, alte Bau ersteht. Gustl Weishappels schöne Sprecherstimme kommentiert dabei auch Aufnahmen von Streits in politschen Gremien und Wirtshäusern (Gegner wollten etwa eine neue, Glas-Stahl-Beton-Oper durchsetzen). Und er erklärt, wie das Projekt finanziert worden ist. Mit Hilfe des Geldes der Bürger nämlich, die nicht nur aufopferungsvoll seit den frühen, entbehrungsreichen Nachkriegstagen spendeten für ihre Oper. Sogar nur mäßig begeisterte Fans des Musiktheaters trugen dazu bei, nolens volens. Denn der Verein hatte sich eines damals beliebten, kleinen Kniffs bedient, er hatte zwei Mal große Tombolas organisiert.

Solche Lotterien sind heute aus der Mode gekommen, und das Crowdfunding unserer Tage ist damit kaum vergleichbar, zielen die Geldgeber da doch am Ende auf eine finanzielle Rendite. Aber einfach nur ein großes Los zu ziehen, etwas in München heute so Rares wie eine günstige Zwei-Zimmer-Mietwohnung zu gewinnen und nebenher eines der Museen oder den Gasteig-Umbau zu unterstützen - dieser Gedanke, der ist vielleicht skurril, aber schön.

© SZ vom 11.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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