Das ist schön:Teufel ist nicht tot zu kriegen

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Der "Black Rider" im Metropol sollte abgesetzt werden. Sollte

Von Barbara Hordych

Sind 20 Jahre nicht genug? Doch, auf alle Fälle, befanden Jochen Schölch und sein Ensemble, die seit zwei Jahrzehnten mit der immer wieder auf den Spielplan zurückkehrenden Inszenierung "The Black Rider" für ausverkaufte Vorstellungen im Metropoltheater in Freimann sorgen. So auch wieder in diesem November und Dezember, mit einer Aufführungsserie, die endgültig die letzte sein sollte. Weshalb am vergangenen Mittwoch die "Dernière" gespielt wurde. Diejenigen Münchner, die eine Karte ergattert hatten, konnten also zum ersten oder zum wiederholten Mal (ja, auch diese sentimentale Zuschauer-Spezies war vertreten) das Spiel um Liebe, Teufel und eine tödliche Freikugel verfolgen: Viola von der Burg als rot gewandeter "Stelzfuß" würgt Kugel für Kugel für eine Jagd hervor, bei der insgeheim immer der Teufel den Finger am Abzug hat. Mithilfe der Zauberkugeln gelingt es dem untalentierten Schützen Wilhelm, treffsicher das unter schwarzen Regenschirmen hervorblitzende Wild zu erlegen - und die Hand seines geliebten Käthchens zu erringen. Doch wie das mit den Teufelspakten nun einmal ist: Umsonst gibt es nichts. Zumindest nicht in Tom Waits' und Robert Wilsons Musical-Version der "Freischütz"-Oper, in der den Liebenden anders als in der romantischen Vorlage von Carl-Maria von Weber kein Happy End in letzter Minute beschieden ist. Was den fulminanten Erfolg der düster-dämonischen Inszenierung, mit der Schölch 1998 sein Haus eröffnete, nur noch zusätzlich befeuerte.

Bei der Dernière nun gab es Standing Ovations fürs Ensemble, darunter zwei Schauspieler - Viola von der Burg als Teufel "Stelzfuß" und Christian Baumann als glatzköpfiger Conferencier im Rollstuhl - die seit Anfang dabei sind. Ebenso wie Andreas Lenz von Ungern-Sternberg, der Arrangeur des musikalischen Höllenritts. Die Zuschauer wollten die Darsteller nicht ziehen lassen, immer wieder kehrten sie für "Teufelstänze" auf die Bühne zurück. Schließlich trat Philipp Moschitz alias "Freischütz" Wilhelm an den Bühnenrand vor: Inspiriert von so viel Begeisterung habe man soeben mit dem Metropol-Chef Schölch spontan entschieden, den "Black Rider" doch nicht abzusetzen - auch Viola von der Burg werde weiter mitwirken. Ein Happy End, wenn's nicht mit dem Teufel zuging. Und das ist schön.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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