Das ist schön:Netz um Netz

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Theaterkünstler und -autoren zeigen Eigeninitiative

Von Eva-Elisabeth Fischer

Networking, wir wissen das seit langem, ist so was von in. Vor kurzem erreichte uns die Meldung, dass Autoren das Netzwerk Münchner Theatertexter/innen gegründet haben. Sie taten das aus der Not heraus, weil nurmehr wenige veritable Theaterstücke an hiesigen Theatern gespielt werden. Auch das alt gediente Repräsentationstheater adaptiert ja seit längerem am liebsten erfolgreiche Filme oder Romane für die Bühne oder verhackstückt Klassiker zum multimedialen Rebus. Und das performative Theater, das hat mit "Kunstkacke", wie ein risikofreudiger Kammerintendant das gern nennt, sowieso nix am Hut. Für konventionelle Theaterautoren ist das gar nicht schön.

Die bisher jüngste Gründung nennt sich Verein Netzwerk Freie Szene München, betrieben von Bühnenkünstlern. "Der Verein soll . . . die öffentliche Wahrnehmung von freiem Tanz und Theater in der Stadt stärken." Lustig ist, dass im fünfköpfigen Vorstand fortan die Theaterschaffenden Ute Gröbel und Holger Dreissig gemeinsam unter einem Dach firmieren. Dreissig nämlich war derjenige, der bei einer Diskussionsrunde der Reihe "Monokultur München" das Kulturreferat öffentlich sinngemäß dafür geißelte, das Hoch X dem reaktionären Establishment der Theaterakademie überantwortet zu haben. Ebenfalls im Vorstand des Vereins Netzwerk Freie Szene München: Theresa Seraphin, ausgebildet an ebendieser Theaterakademie, ihres Zeichens Dramaturgin, Autorin und auch noch Mitinitiatorin des oben genannten Netzwerks Münchner Theatertexter/innen.

Man kann in der Vernetzung der Vernetzung die wundervolle Anstrengung freier Münchner Künstler erkennen, Eigeninitiative zu ergreifen, um Missstände und Mankos auszugleichen. Wie hat mal ein hochmögender Psychotherapeut gesagt: "Irgendwann ist jeder alt genug, sich den Hintern selbst abzuwischen." Wenn die fleißigen Netzwerker jetzt auch noch so weit kommen, die Schuld für ihre prekären Verhältnisse, ihren engen Aktionsradius und die Ideenlosigkeit der freien Szene nicht automatisch dem Kulturreferat und den Fachjurys zuzuweisen, dann wäre das nicht mehr zum Aushalten schön.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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