Das ist schön:Gemeinsamkeit

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Ein Ring, sie alle zu einen: Projekt von 14 freien Kindertheatern

Von Barbara Hordych

Manche Titel lesen sich so, dass sie selbst theaterverdrossenen Erwachsenen ein Lächeln ins Gesicht zaubern: "Wenn ich groß bin, werde ich Seehund" beispielsweise - die theatrale Umsetzung eines Bilderbuchs von Nikolaus Heidelbach. Der wurde schon vor Jahren mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Lebenswerk geehrt und erzählt darin von fabelhaften maritimen Kreaturen wie den Meerjungfrauen, Todesquallen, Wasserbischöfen, Palastlurchen, Seeponys und Walen mit ganzen Dörfern auf dem Rücken. Nicht zu vergessen der "Plumeauktopode", dessen Leib sich bei Bedarf in eine Steppdecke für einen träumenden kleinen Jungen verwandelt. Ein Haus auf seinem Rundrücken trägt auch der Riesenkrake aus Stoff, in dessen Tentakeln sich Christiane Ahlhelm vom Theater Kunstdünger sogar kuscheln kann, wenn sie ihre Fassung der Bilderbuchgeschichte für Theateranfänger ab vier Jahren spielt.

Dass dieses Stück im Herbst gleich drei Mal zu sehen sein wird - im Giesinger Bahnhof, im Stadtteilkulturzentrum 2411, in der Pasinger Fabrik - ist ein Verdienst des vor drei Jahren gegründeten Verbandes der professionellen, freien Kinder- und Jugendtheater München. 14 Mitglieder zählt der Verband inzwischen, der sich als Interessenvertretung und Netzwerk der Freien Szene versteht. Sein erstes realisiertes Projekt, der "Gastspielring", geht in diesem Jahr in die zweite Runde: Gruppen wie das Mixxit Theater, das Kindertheater im Fraunhofer, Judith Hubers Traummaschine oder Altenbach + Honsel spielen ihre mobilen Produktionen für Familien, Kindergärten und Schulen, unterstützt vom Kulturreferat und diversen Stadtteilkulturzentren.

Profitieren würden von diesem Programm mit 27 Vorstellungen (davon noch 15 in der zweiten Hälfte des Jahres) an acht Spielorten alle Beteiligten, bilanzierte jetzt Verband-Vorstandsmitglied Kirstie Handel alias "Clowness Glucks": Die Künstlergage werde durch das Engagement der Stadt auf einem festgelegten Niveau garantiert, die Gruppen erhielten Auftrittsmöglichkeiten in der Nähe, und die Kindergärten und Schulen könnten günstig buchen.

Kulturreferatssprecherin Jenny Becker teilte dazu mit, dass die Förderung der Stadt für den Verband von erstmals 125 000 Euro im vergangenen Jahr im nächsten Jahr auf 330 000 Euro erhöht werden solle. Ihr Chef Hans-Georg Küppers befürworte die Erhöhung, nun brauche man die Zustimmung der Fraktionen im Kulturausschuss. Erfolgt sie, wäre München dem Ziel, jedem Kind wenigstens zwei Mal im Jahr einen Theaterbesuch zu ermöglichen, einen Schritt näher. Und das ist schön.

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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