Das ist schön:Fuß fassen im Traumberuf

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Junge Regisseure haben es schwer - "First Steps" macht's leichter

Von Josef Grübl

Der Trend zum Zweitjob hält an, nicht nur im teuren München, wo Büromenschen abends in Bars arbeiten oder Techniker nachts Taxi fahren. Auch in einem Dorf in der Oberpfalz arbeiten Leute in mehreren Berufen: So etwa Ernst und Roswitha Schöfl, die gemeinsam Felder bestellen und Menschen unter die Erde bringt, als Bauern und Bestatter. Das Ehepaar steht im Mittelpunkt der Dokuserie "Früher oder später", die beim Münchner Dok-Fest Premiere feierte und einen First Steps Award gewann. Bei der Verleihung vor ein paar Tagen in Berlin wurden auch drei Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) mit diesem Filmnachwuchspreis ausgezeichnet.

Der "Früher oder später"-Produzent Marius Ehlayil bekam den "No Fear Award" unter anderem für die Ausdauer des Filmteams: Die Dreharbeiten in der Oberpfalz zogen sich über drei Jahre hinweg. Furchtlos gibt sich auch der Schauspieler und HFF-Student Michael Kranz, der in der Kategorie Werbefilm siegte: In seinem 90-Sekünder "MyBorder - Joyfence" geht es um Sicherheitsängste von Mitbürgern, die sich mit mobilen Mauern vom Rest der Menschheit abschirmen. Das ist bissig und sehr satirisch - und erinnert nicht zufällig an die Mauerbaupläne des US-Präsidenten.

Wie menschliches Miteinander gelingen kann, zeigt der Preisträger in der Kategorie Dokumentarfilm: Johannes List begleitet in "Tackling Life" ein schwules Rugbyteam. Die "Berlin Bruisers" mögen keine besonders gute Mannschaft sein, stehen aber für Werte wie Integration, Zusammenhalt, Akzeptanz. Die deutschen Filmhochschulen schicken nach wie vor viel zu viele junge Regisseure oder Produzenten auf den Markt, der Verdrängungswettbewerb ist gnadenlos, nur die wenigsten können in ihrem Traumberuf Fuß fassen. Auch wenn der mit üppigen Preisgeldern dotierte First Steps Award nicht die einzige Auszeichnung dieser Art ist, bestärkt er junge Filmemacher in ihrer Arbeit - auf dass sie diese weiterhin ausüben und am besten auch davon leben können. Das ist schön.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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