Das ist schön:Feiern wie die Berliner

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Die Münchner Szene vernetzt sich bei der "Manic Street Parade"

Von Michael Zirnstein

Wo "Baumscheibenbepflanzungsrichtlinien" erlassen werden, hört der Spaß eigentlich auf. Städte, die Bürgern schon vorschreiben, ob und wie sie die Erd-Oasen auf den Asphaltflächen begrünen, hegen auch ihre Nachtschattengewächse bis zur Ödnis. Das Beispiel, dass bei der Popkultur-Konferenz "Manic Day Parade" im Schlachthof erzählt wurde, stammt aus Berlin. Und Berlin gilt als Vorzeigestadt fürs Subkulturleben. Dafür hat auch der starke Verband der Kulturgastronomen gesorgt. Die Clubcommission will etwas wie das Baumscheiben-Dings gerade auch für Facebookpartys in Parks durchsetzen, somit würde man das wilde Feiern auf legalen Boden bringen.

Die Clubcomission hilft München gerade dabei, einen Creative Footprint zu erstellen, also eine Bestandsaufnahme der Clubs und Bühnen - damit man diese beim sich verknappenden Raum quasi als Status Quo erhalten kann. Angesichts der aus Berlin entsandten Kultur-Entwicklungshelfer fühlt man sich in München wie ein Pop-Schwellenland. Zurecht. Aber momentan tut sich einiges: Brigitte Gans von den städtischen Konfliktlösern Akim stellte erste Ergebnisse der referatsübergreifenden Strategiegruppe "Nächtliches Feiern" vor, die im Herbst im Stadtrat ein Modellprojekt mit "Innovativen Maßnahmen" für die Müllerstraße beantragen wird. Und als Michael Bacherl vom Planungsreferat auf einem weiteren Podium erklärt, was die Stadt mit der ehemaligen Bayernkaserne als "urbanes Gebiet" vorhat, erhoben zahlreiche Akteure von David Süß (Harry Klein) bis Thomas Lachner (Feierwerk) Ansprüche auf Freiräume für die Kultur: zum sozialen Austausch, für die Kreativen, und für ein bisschen Lärm.

Nur so geht es: Auch wenn die Politik den Wert nicht nur der Kultur, sondern selbst der Pop-, Sub- und Nachtkultur erkannt hat - sie kann nur den Boden bereiten. Ob dann Gänseblümchen oder musikalisches Unterholz entsteht, dafür muss eine vernetzte Szene selbst sorgen. Dass die auf Festivals wie der "Manic Street Parade" (auch noch am Samstag) aufbegehrt, ist schön.

© SZ vom 18.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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