Das ist schön:Ein treuer Freund

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Valery Gergiev bleibt den Philharmonikern erhalten

Von Egbert Tholl

Am 21. Februar wird der Münchner Stadtrat über die Verlängerung des Vertrags von Valery Gergiev als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker entscheiden. Das gilt als Formalität, denn die Gründe dafür sind zwingend. Gergievs laufender Vertrag endet 2020, zu einem Zeitpunkt also, zu dem die Renovierung des Gasteig in Angriff genommen wird und die Philharmoniker ihr Ausweichquartier beziehen werden. Sollte der Vertrag nun bis 2025 verlängert werden, kann, optimistisch gesehen, Gergiev mit seinem Orchester dann in eine selbstverständlich grandios renovierte Philharmonie zurück umziehen. Für die lange Zeit in einer Ausweichspielstätte sucht man keinen neuen Chef, da setzt man auf eine funktionierende Kombination.

Tatsächlich sind, begleitet von einem gewissen Amusement, die Musiker der Münchner Philharmoniker ziemlich begeistert von ihrem Chef. Manche wundern sich vielleicht über Details der musikalischen Auffassung, manche erleben Gergievs Reisetätigkeit als völlig wahnsinnig; schließlich hält es der Russe kaum aus, einen Abend mal kein Orchester zu dirigieren. Aber viele wittern bereits eine ähnlich verschworene Gemeinschaft wie einst mit Celibidache, mit dem Unterschied, dass Celi nur für die Philharmoniker da war und Gergiev im Nebenjob der König von Sankt Petersburg ist.

In dieser Funktion kommen ihm auch regelmäßig Ideen, die hierzulande eher verstörend wirken. Jüngst hat Gergiev, aus hiesiger Sicht, wieder einmal einen besonderen Murks gemacht: In Moskau wurde im Oberkommando der russischen Streitkräfte eine Waffenausstellung eröffnet, die offenbar die Erfolge gegen die Dschihadisten in Syrien feiert. Stolz verkündete dazu der Kreml, dass Präsident Putin von Valery Gergiev in dieser Ausstellung empfangen worden sei und man sich gemeinsam einen Marsch anhörte, gespielt von Musikern des Mariinsky-Theaters. Gergiev ist Chef des Mariinsky und hatte nach der Befreiung von Palmyra dort ein Konzert dirigiert.

Lustigerweise weiß nicht einmal Philharmoniker-Intendant Paul Müller, ob Gergiev wirklich in dieser Ausstellung war. Kurz davor war er noch in Miami. Da war Putin nicht. Oder doch? Bisschen weniger Putin in Gergievs Leben wäre schön, aber gleichzeitig sichert der ihm seine Petersburger Position. Und auf eines kann man sich freuen: Gergievs Antwort, wenn man ihn danach fragt. Das ist auch irgendwie schön.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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