Das ist schön:Dreimal eins ist mehr als eins

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Die Staatsballett-Direktoren-Trias als unmögliche Versuchsanordnung

Von Eva-Elisabeth Fischer

Die Freude sieht man dem ehemaligen Tänzer Ivan Liška sogar am Rücken an. Eine kaum merkliche Bewegung reflektiert sein offenbar glückliches Lächeln. Liška ist einer von drei Preisträgern an diesem Abend im Alten Rathaussaal. Rechts neben ihm: Bettina Wagner-Bergelt und Wolfgang Oberender. Er ist der Primus inter pares einer Direktoren-Trias, die, erstaunlich genug, während 18 Jahren nicht nur ehern hielt, sondern dem Bayerischen Staatsballett beispielhaft zu internationalem Ansehen verhalf.

Kulturreferent Hans-Georg Küppers ist nicht allein, wenn er das in seiner Lobrede betont. Und nicht nur er ist erleichtert darüber, die Urkunden des Tanzpreises der Stadt München endlich den Geehrten überreichen zu dürfen. Denn die Feierstunde war Ende Juli wegen der von OB Dieter Reiter erlassenen Trauerwoche angedenk des Amoklaufs im Olympiaeinkaufszentrum auf Ende November verschoben worden. Jetzt kehren auf der Ballettetage bereits neue Besen streng in nur eine Richtung und fegen hinweg, was die Drei in nahezu zwei Jahrzehnten an Vielfalt geschaffen hatten. Das war nicht weniger als die Quadratur des Kreises, wie Laudator Arnd Wesemann, Redakteur des internationalen Tanzmagazins Tanz, in geschliffener Polemik pointierte. Dieses Repertoire, das gemeinhin von Puristen als Gemischtwarenladen geschmäht wird, gereichte am Ende zum Erfolg. Die Ballettklassik, die Moderne und der zeitgenössische Tanz hatten in drei sehr verschiedenen Persönlichkeiten glühende Verfechter gefunden, die einander nicht behinderten, sondern inspirierten und die Kompanie in allen drei Disziplinen zu tänzerischen Höhenflügen beflügelten.

Wagner-Bergelt, die Frau fürs Zeitgenössische, schaute mit Wehmut zurück auf das, was war, und ein wenig bitter auf das, was ist. Liška dankte ein bisschen konfus. Wolfgang Oberender, der Mann fürs Klassische, beschrieb in nur zwölf Zeilen das Wunder, sich in all den Jahren nicht die Köpfe eingeschlagen zu haben. Er umriss lakonisch und mit staubtrockener Selbstironie die Abgründe, die zwischen ihm, Liška und Wagner-Bergelt gähnten.

Warum die eigentlich unmögliche Versuchsanordnung glückte? Darin sind sie sich so was von einig, die ungleichen Drei: Vertrauen und Respekt. Wenn das nicht schön ist!

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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