Das ist schön:Da geht noch was

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Die Stadt München fördert die "Inklusion"

Von Jürgen Moises

Wie macht man Graffiti für Menschen mit einer Sehbehinderung erfahrbar? Geht das überhaupt? Oder geht das nicht? Der Münchner Künstler Alexis Dworsky will mit seiner synästhetischen Aktion "Blind Style" am Samstagnachmittag um 16 Uhr im Kreativquartier an der Dachauer Straße 114 genau das versuchen. Dafür hat Dworsky von dem Münchner Graffiti-Künstler Loomit eine Wand besprühen lassen und diese in Form von großen roten Noppen mit Braille-Schrift versehen. Davor steht eine besprühte Mülltonne, auf der alle "Tags" ebenfalls in Braille-Schrift übersetzt sind und aus der eine von DJ Sepalot gemixte Musik tönt. Ob das Experiment gelingt, kann Alexis Dworsky noch nicht sagen, aber ihm geht es eh vor allem darum, neue Entwicklungen anzustoßen. "Wenn es irgendwann auch Graffiti von Blinden gibt, das fände ich schön."

Genau solche Impulse anzustoßen, darum geht es auch bei der Veranstaltungsreihe "Was geht? Kunst und Inklusion", zu der auch "Blind Style" gehört und die am Dienstag von Kulturreferent Hans-Georg Küppers vorgestellt wurde. Über 120 Veranstaltungen finden bis Februar 2016 statt, mehr als 100 Institutionen und Akteure sind an der Reihe beteiligt, die die Stadt München mit 300 000 Euro finanziert hat. Nicht, ob ein Mensch behindert ist, sondern inwiefern die Gesellschaft ihn behindert, das sollte laut Küppers die zentrale Frage sein. Und das Ziel: dass es irgendwann wirklich allen Menschen möglich ist, ihr Bürgerrecht auf Kultur auszuleben. Damit das gelingt, reichen Rampen für Rollstuhlfahrer nicht aus. Sondern es müssten auch überall Gebärdendolmetscher, Induktionsschleifen, Informationen in Braille-Schrift und in Leichter Sprache selbstverständlich sein. Und zwar so, dass man am Ende nicht "exklusiv" in einer "inklusiven" Sonderveranstaltung sitzt.

Wie das gelingen kann, wurde bereits ein Stück weit demonstriert. Denn die Präsentation fand im Theaterlokal "Conviva" statt, wo schon seit vielen Jahren Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite zusammenarbeiten. Es war eine Gebärdendolmetscherin dabei. Zudem wurde das Veranstaltungsheft in einer Version in Leichter Sprache herausgegeben, übersetzt von der Medienwerkstatt "Einfach Verstehen", wo Menschen mit Lernschwierigkeiten die Texte auf Verständlichkeit geprüft haben. Auch an anderen Orten wird Inklusion bereits gelebt und umgesetzt. Aber da geht noch mehr, bis Inklusion irgendwann nicht nur in der Kultur ganz selbstverständlich ist und man das Wort auch nicht mehr braucht. Dass sich die Stadt München genau das zum Ziel setzt und dafür Impulse geben will, das ist schön und ein wichtiges Zeichen.

© SZ vom 10.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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