Das ist schön:Cool bleiben

Lesezeit: 1 min

Die Münchner Pop-Szene weiß sich zu helfen

Von Michael Zirnstein

Bevor man sich jetzt aufregt, dass die anderen wieder alles bekommen, sollte man sich fragen: Will man das überhaupt, das ganze Geld? Ja, ist es nicht sogar schädlich für den Rock'n'Roll, wenn der Staat die in dieser Stadt eh schwächlichen Keime des Revoluzzergeistes unter einem dicken Haufen Kunst-Dünger erstickt? Nun, die Gefahr, dass junge Münchner Bands unter der Last staatlicher Förderung nur noch Loblieder auf die Regierung zustande bringen, ist gering. Bands brauchen Geld, um ins Studio zu gehen, und sie brauchen Clubs zum Auftreten und Kellerlöcher zum Proben, welche in der Mietwucherstadt München aber kaum noch bezahlbar sind. Also, her mit der Kohle!

Zur Stärkung von Rock-, Pop- und Jazzmusik in Deutschland "als Ventil, Sprachrohr und Ideengeber des gesellschaftlichen Lebens" verteilt die Initiative Musik im Auftrag der Bundesregierung jedes Jahr Geld; gerade wurde die Fördersumme auf 8,2 Millionen Euro verdoppelt. Nur, wie viel wird davon im Freistaat ankommen? In der 35. Runde der Pop-Musikerförderung wurden zuletzt nur drei Bayern bedacht (Claudia Koreck, Tenside, The Yum Yums), wobei es sein kann, dass die Künstler in Berlin (7), Nordrhein-Westfalen (7) und Hamburg (6) nicht so träge oder einfach geschickter sind beim Ausfüllen der Bewerbungsbögen. Auch schickte die Initiative nur drei Münchner zum Branchenspektakel "SXSW" in Texas ( Aloa Input, Beißpony, Kytes), dagegen zwölf Berliner. Immerhin, bei der Spielstättenförderung kam Bayern mit neun Preisen auf Rang drei. 2017 besonders reich beschenkt werden das Reeperbahn-Festival Hamburg, die C/O Pop Köln, das Musicboard Berlin und Jazzahead Bremen.

Aber, cool bleiben. München stehe gut da mit Bands wie Das Weiße Pferd und Friends of Gas, findet Markus Acher, Sänger der Szene-Vorreiter The Notwist. Was ihm fehlt, sind hingegen Gastspiele innovativer Gruppen von auswärts. Deswegen zeigt er selbst Eigeninitiative mit dem großartig besetzten, zweitägigen Festival "Alien Disko". Ohne die subventionierten Kammerspiele, die ihm auch an diesem Samstagabend noch drei Säle freihalten, hätte er das aber nicht stemmen können, gibt Acher zu. Es geht also was, wenn auch nicht ganz ohne öffentliche Hilfe. Und das ist schön.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: