Das ist nicht schön:Im Fluss befindlich

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Kein Denkmalschutz für Buchheim-Villa

Von Sabine Reithmaier

So ein Pech aber auch. Ausgerechnet jetzt, wo sich der Feldafinger Gemeinderat in Bezug auf Lothar-Günther Buchheim einmal einig ist. Im Gegensatz zur Buchheim-Stiftung hätte das Gremium gern, dass die Villa des Kunstsammlers nicht abgerissen wird, sondern als Gesamtkunstwerk stehen bleibt. Daher hat der Rat einen entsprechenden Vorbescheid am vergangenen Dienstag abgelehnt, wohl wissend, dass er den Abriss und die gewünschte spätere Wohnanlage nicht wirklich verhindern kann. Es sei denn, das Haus würde unter Denkmalschutz gestellt.

Ausgerechnet jetzt also teilt das bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit, die Villa könne nicht in die Denkmalliste eingetragen werden. Weil nach Artikel 1 des Denkmalschutzgesetzes Denkmäler "von Menschen geschaffene Sachen aus vergangener Zeit" sind. "Sachen, die in der lebendigen, noch im Fluss befindlichen Gegenwart entstanden sind, können nicht als Denkmäler im Sinne des Denkmalschutzgesetzes angesehen werden."

Mal davon abgesehen, dass das ein wirklich wunderbarer Satz ist, den man sofort unter Denkmalschutz stellen sollte, ist man doch irritiert. Eigentlich trifft Artikel 1 doch zu: Die Villa ist 127 Jahre alt, Lothar-Günter Buchheim tot, Ehefrau Diethild ebenfalls, da fließt nicht mehr viel lebendige Gegenwart durchs Haus. Den Einwand hat das Amt aber erwartet, weshalb es wissen lässt, in der Liste seien bislang nur Denkmäler bis Ende der Siebzigerjahre erfasst. Und weil Buchheim bis zu seinem Tod 2007 das Haus immer wieder "überbordend" verändert hat mit "Zirkuspferden, Jahrmarktfiguren, Glasgefäßen, Briefbeschwerern, Tabakfläschchen, Porzellanfiguren, Hinterglasbildern, Werken der Malerei, Plakaten" - sage keiner, das Amt würde nicht exakt recherchieren - wegen all diesen Inventars also sei eine Denkmaleigenschaft nicht festzustellen. Selber schuld, der Buchheim.

Nun kann man sich ja auf den Standpunkt stellen, dass der Schriftsteller, Maler, Sammler schon ein ziemlich großes Denkmal hinterlassen hat mit seinem "Museum der Phantasie" und den ganzen Heckels, Kirchners, Noldes, Pechsteins et cetera. Und dass die Buchheim-Stiftung, Träger des Museums und Erbe der Villa, Geld dafür braucht, um dieses Denkmal attraktiv zu erhalten und sich deshalb nicht mit der Sanierung einer altersschwachen Immobilie belasten möchte. Verständlich ist das, aber schön ist es nicht. Zumal ein künstlicher Nachbau der Buchheimschen Räume im Museum den echten Eindruck nie ersetzen kann.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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