Das große Messen:Kulturkampf am Rhein

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Kaum ist die Art Cologne, die Mutter aller Kunst-Messen, vor dem internationalen Konkurrenzkampf auf das Frühjahr ausgewichen, schon hat sie einen neuen Gegner: Düsseldorf. Ein Affront?

Ruth Schneeberger

Zwischen Köln und Düsseldorf herrscht Stunk, auch wenn man nie genau weiß, warum. Immer wieder gerne, und jetzt noch mal von neuem:

Die Art Cologne, Mutter der klassischen Kunstmessen, hat sich in diesem Jahr erstmals seit 40 Jahren dazu entschlossen, ihren Termin vom Herbst auf den April zu verlegen, um der Konkurrenz der großen internationalen Messen wie Wien, Miami und Basel zu entgehen - schon stampft man in Düsseldorf eine komplett neue Messe aus dem Boden, die "Contemporary", und legt sie auf just denselben Termin - ebenfalls im April, ebenfalls in dieser Woche.

Ein Affront? Publikumsklau? Absicht? In Köln und Düsseldorf prüft man nun eingehend, wer wann welchen Termin zuerst bekannt gegeben und wann festgelegt hat - und warum.

Die Art Cologne eröffnete am Mittwoch, die Düsseldorfer Contemporary am Donnerstag. An diesem Donnerstag herrschte auf der Art Cologne gespenstische Leere. An den Ständen wurde gemunkelt, in Düsseldorf hingegen habe man an diesem Tag die Kunst vor lauter Menschen kaum sehen können.

Der Sprecher der Art Cologne, Dirk Mangold, hingegen versichert, die einzige Besucherin in Düsseldorf an diesem Tag sei seine eigene Mitarbeiterin gewesen. "Die Emotionen kochen da sehr hoch", beschwichtigt er.

Mutter und kleine Schwester

Ach Köln, ach Düsseldorf: Immer wieder für eine deftige kleine Fehde zu haben. Dabei hätten beide Messen durchaus ihre Berechtigung: Die Kölner als Urmesse, mit einem umfassenden Überblick über das Kunstgeschehen des 20. und 21. Jahrhunderts - von der Klassischen Moderne über Nachkriegskunst bis zu aktuellsten Kunstproduktionen, gezeigt von 306 Veranstaltern auf 55.000 Quadratmetern in vier Hallen.

Und die Düsseldorfer als moderne kleine Schwester mit ausschließlich zeitgenössischer Kunst aus 85 Galerien, ausgewählt von einem vierköpfigen Team, gezeigt von 85 Galeristen auf 13.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche.

Man könnte sich also wunderbar ergänzen - wenn man sich nicht in Köln auch zunehmend gerade auf die aktuelle Kunst konzentrieren würde. Die interessanteste und bestbesuchte Halle ist nämlich gerade die 4.1 mit den jüngeren Positionen.

Natürlich ist es schön, dass der Kunstfreund in Köln auch einen Andy Warhol, einen Otto Dix, einen Emil Nolde oder einen echten Chagall mit nach Hause nehmen kann, zu Preisen von mehreren hunderttausend Euro. Doch die Klassik-Abteilung ist nicht diejenige, die in Köln reizt. Es ist die "Open Space"-Ausstellung mit einzelnen frischen Kunstwerken und die "New Talents"-Show, auf die das Auge fällt. Und genau jenen Kunstgeschmack bedient nun auch die Düsseldorfer Konkurrenz.

Gefahr der Übersättigung

Ob die links- und rechtsrheinische Hoffnung, beide Messen mögen sich dann doch befruchten und für Synergieeffekte und noch größere Zuschauerströme aus allen Teilen der Welt sorgen, in Erfüllung geht, bleibt abzuwarten. Vor allem, weil gerade erst eine Kunstmesse in Frankfurt zu Ende gegangen ist, die Brüsseler Messe schon in vollem Gange und nicht zuletzt die letzte Art Cologne erst ein halbes Jahr her ist. Da kann der internationale Kunst-Markt boomen, wie er will - irgendwann ist er gesättigt mit Messe-Angeboten.

Die Art Cologne jedenfalls hält an ihrem Vorhaben fest, wie in jedem Jahr mit 70.000 Besuchern zu rechnen - und hofft nun auf das Wochenenende, an dem nach dem Fachpublikum das gemeine Volk die Kunstwelt erobern soll. Die Art Cologne ist bis zum 22. April täglich von 12 bis 20 Uhr geöffnet, die Contemporary ebenfalls bis zum Sonntag, 22. April, 19 Uhr.

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