Constantin Film vs. Journalisten:Lassen Sie sich bitte knebeln

Lesezeit: 1 min

"Völlig inakzeptabel": Wer über den Kinofilm "Der Baader Meinhof Komplex" berichten will, dem wird erst einmal gedroht. Ein Fall für Boykott, findet der Journalistenverband.

Franz Baden

Wenn große Stars aus Film, Funk und Fernsehen zur Interview-Audienz bitten, wird seit einiger Zeit gerne vorab Papier gereicht. Per Vereinbarung sollen Journalisten sich verpflichten, etwa den Text-Entwurf zur Autorisierung freizugeben, manchmal auch inklusive Überschrift und Bilder.

Das Dokument des Anstoßes: Mit diesem Schreiben will der Filmverleih Journalisten knebeln. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Die Sache hat überhand genommen. Der Münchner Filmkonzern Constantin ist nun mit einer aktuellen Regulierungsmaßmahme im Umgang mit der freien Presse auffällig geworden - so auffällig, dass der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sogleich Journalistinnen und Journalisten davor warnt, die Bedingungen zur Sondervorführung des Films "Der Baader Meinhof Komplex" zu akzeptieren.

Es geht um eine "Work-in-progress!"-Sondervorführung am 14. August, 10 Uhr, in der Zentrale der Constantin Film. In dem Text einer Vereinbarung heißt es einleitend: "Die Filmsichtung wird unter folgenden Voraussetzungen stattfinden." Und dann folgt, dass bei etwaigen Veröffentlichungen über Inhalte des Films vor dem 17. September eine saftige Konventionalstrafe fällig wird - über jeweils 50.000 Euro durch den Journalisten und das Medium. Interviews zum Film sind frühestens zum 12. September freigegeben.

Es heißt noch einmal: "Eine ausführliche Besprechung des Films darf nicht vor dem 17. September veröffentlicht werden." Der Verbotssatz ist unterstrichen.

Das alles ließ die PR-Agentur Just Publicity interessierte Kinojournalisten wissen. Die Idee zu dem Knebelvertrag hatte offenbar Constantin.

100.000 Euro Bußgeld für Journalisten? "Diese Strafandrohung ist völlig inakzeptabel", erklärt DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Er ermunterte die Journalisten, dem Beispiel der Süddeutschen Zeitung zu folgen. Die hat als Antwort auf den Vertragstext die Teilnahme an der Vorführung sowie jegliche Berichterstattung über den Film abgelehnt.

"Journalisten sollten", so Konken, "unter solchen Bedingungen auf Berichterstattung verzichten". Die Premiere des "Der Baader Meinhof Komplex" ist am 18. September, deutschlandweit kommt der Film über die Terroristen der Rote Armee Fraktion am 25. September in die Kinos. Er beruht auf einem Buch des Ex-Spiegel-Chefredakteurs Stean Aust, der stets als Warner vor Einschränkungen der Pressefreiheit aufgetreten ist.

© sueddeutsche.de/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: