Computerspiel:Totgesagte leben leider länger...

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Im Rundenstrategiespiel "Gettysburg" lässt sich der amerikanische Bürgerkrieg nachspielen - auf guten, alten Hexagonen.

Früher, in grauer Vorzeit waren Computerspiele nicht schön. Die Pixel waren so groß wie Stecknadelköpfe, die Ladezeiten lang und Strategiespiele erkannte man an Hexagonen. Früher, das war vor 15 oder gar 20 Jahren.

Dann kamen die Lara Crofts, die World of Warcrafts und Echtzeitstrategiespiele a la "Age of Empires". Die waren zwar schön anzuschauen, mehr Spaß machten sie aber nicht. Man staunte ein bisschen, spielte ein bisschen und dachte mit altkluger Wehmut an früher, an die Zeit, in der Computerspiele noch richtig fesselten; damals auf dem C64, Amiga 500 oder 486er PC.

So ähnlich müssen wohl auch die Macher von "Gettysburg" gedacht haben. Auf der Hülle klebt ein Aufkleber mit "Grosse Rundenstrategie - Kleiner Preis". Was die 19,90 Euro betrifft, ist zumindest letztere Aussage wahr.

"Gettysburg" ist also ein Rundenstrategiespiel und spielt im amerikanischen Sezessionskrieg von 1861 bis 1865, dem einzigen Krieg, den die USA je auf eigenen Boden führten.

Es geht um Krieg und Strategie auf sechseckigen Feldern. Fünf Einheitentypen stehen den Kombattanten zur Verfügung: Soldaten, Miliz, Kavallerie, Artillerie und Generale. Und fünf Befehle kann jede dieser Einheiten auf sechseckigen Hexagonen ausführen. So kennt man das aus grauer Spiele-Vorzeit.

Und nun setzt man seine Kavallerie am besten in offener Formation gegen Kanonen ein, lässt seine Soldaten schön in einer Reihe gegen die Berittenen antreten und feuert mit der Artillerie auf Bürgerkriegsmilizen.

Außerdem muss das Gelände in die strategische Planung mit einbezogen werden. Kanonen platziert man auf einem Hügel, Soldaten verschanzen sich in Wäldern und die Kavallerie kämpft am besten auf freiem Feld.

Krieg auf Sechsecken

Nach dem Erteilen der Befehle marschieren die Soldaten nun aufeinander zu und töten sich gegenseitig mit Kugeln und Bajonetten. Man kann ins Gefecht zoomen und sich das Gemetzel aus der Nähe ansehen. Aus dem Lautsprecher dudeln derweilen lustige Bürgerkriegsmelodien ("Glory, Glory, Halleluja")

Bei "Gettysburg" sind mehrere Kampagnen zu spielen. Die sind auf historischen Bürgerkriegsgefechten basiert - eine Stimme, die ganz ähnlich klingt wie George W. Bush, beschreibt kurz die Lage und erklärt, weshalb unbedingt dieser Hügel verteidigt werden muss.

Wem das zu lange dauert, der kann auch auf Einzelgefechte zurückgreifen, dort seine Armee selbst zusammenstellen und sie in Richtung Feind schieben. Als gut gemeintes "Schmankerl" gibt es noch ein paar historische Zusatzinformationen wie die letzte Rede Abraham Lincolns oder ein Porträt von Militärgenie Robert E. Lee.

Und viel mehr gibt es über dieses Spiel auch gar nicht mehr zu sagen. "Gettysburg" ist schnell verstanden, schnell gespielt und schnell langweilig. Den amerikanischen Bürgerkrieg spielt man am besten für ein paar Minuten in der Mittagspause nach. Und dann weiß man auch wieder, dass früher nicht alles besser war.

Hersteller: Talonsoft Anforderungen: Windows 98/Me/2000/XP, Pentium III mit mind. 800 Mhz, 128 MB RAM. Grafik: nostalgisch Sound: auf Dauer nervtötend Spielspaß: 15 Minuten in der Mittagspause. Mehr nicht.

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