CD: "Worlds Apart" von Trail of Dead:Dr. Keeley in den OP, bitte!

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Rock ist tot, sagen die einen. Er zuckt noch, sagen die anderen. Und drei aufmüpfige Texaner zeigen mit "Worlds Apart", wie man ihn erfolgreich reanimiert.

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Bescheidenheit ist eine Zier - ohne die das US-Trio ...And you will know us by the Trail of Dead (der Einfachheit halber von nun an Trail of Dead genannt) bestens auskommt.

Sänger und Texter Conrad Keely braucht in Zeiten der Not, sprich aufkommender Zweifel am eigenen Tun oder gar Schreibblockaden, die selbst einen wie ihn überfallen, bloß das Radio einschalten, um sich besser zu fühlen: "Die Top-40-Alternative-Bands haben mich inspiriert, weil ich hinterher genau wusste, wie unser Album auf keinen Fall klingen soll."

Soso.

Wie selbstverständlich geht man in Texas davon aus, dass man der Konkurrenz nicht erst mit dem hoch gelobten Vorgängeralbum "Source Tags and Codes" weit entrückt ist, sondern das Niveau auch mit Longplayer Nummer vier mindestens halten kann.

Dem Anspruch verpflichtet

Diesem Anspruch fühlen sich Keely und die Kollegen Jason Reece und Kevin Allen verpflichtet: "Was ich heute am Musikmachen aufregend finde? Dass es bitter nötig ist, es besser zu machen als die anderen".

Sprüche, die einerseits von gesundem bis rotzfrechem Selbstbewusstsein zeugen, andererseits auch nicht ganz zu Unrecht losgelassen werden.

Wirklich überzeugen können in der Rock/Alternative-Sparte nur Wenige. Und: Trail of Dead gehören unbedingt dazu. Gruppen wie Staind und Puddle of Mudd gehören für die drei in die Kategorie "so wollen wir nicht sein" - und so zelebrieren sie mit "Worlds Apart" ihren Auftritt als Paradiesvögel und Retter des Rock.

Im Titelstück, eine ebenso schlichte wie bitterböse Protest-Hymne gegen MTV und den "American Dream", wird damit gespielt: "Random lost souls have asked me/ What's the future of Rock'n'Roll/ I say 'I don't know, does it matter?'"

Nicht wirklich. Zumindest nicht, wenn man sich so kunstvoll die Mühe macht, den Rock weiterzuentwickeln. Wer sich dennoch damit näher beschäftigen will, dem sei Keelys knapp fünfseitiges Musikgeschichts-Essay "Tod des erleuchteten Amateurs" ans Herz gelegt.

Ach ja: Musik gibt es auch noch auf "Worlds Apart", dem musikalischen Schaukasten. Und zwar reichlich. In den unterschiedlichsten Variationen, von opulent wie im fast siebenminütigen "Will you smile again?", knackig wie in "Caterwaul" über Mini-Sinfonien wie in "Classic Art Showcase" oder zunächst befremdlicher Folklore in "To Russia my homeland".

Alles da: Geschliffene Gitarren-Riffs, pumpendes und wirbelndes Schlagzeug, Streicher und gefühlvolle Einlagen am Flügel - oder auch mal Kinder- und Möwengeschrei. Da ist viel mehr zu finden, als die Sonic-Youth-Einflüsse, die Keely stets beschwört. Ein bisschen Bowie, ein Hauch Queen-Bombast und sogar ein Schnipsel Oasis ("Let it dive"), der allerdings eher zu den schwächeren Momenten zu zählen ist.

Alles in allem ein erstaunliches Spektakel, das Trail of Dead mit "Worlds Apart" bieten. Es rockt.

And You Will Know Us By The Trail Of Dead "World Apart" (Interscope/Universal)

1. Ode to Isis 2. Will you smile again? 3. Worlds apart 4. Summer of '91 5. The rest will follow 6. Caterwaul 7. A classic arts showcase 8. Let it Dive 9. To Russia my homeland 10. All White 11. The best 12. The lost city of refuge

Live-Daten 3.3.2005 Markthalle, Hamburg 4.3.2005 Postbahnhof, Berlin 5.3.2005 Live Music Hall, Köln 6.3.2005 Muffathalle, München 8.3.2005 Schlachthof, Wiesbaden

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