CD-Kritik: Teitur "Poetry & Aeroplanes":Poeten-Pop von der Insel

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Die kalten Tage werden kommen - und genau für die trübe Jahreszeit gibt es nun mit "Poetry & Aeroplanes" von Teitur Lassen einen musikalischen Stimmungs-Aufheller. Der Mann kommt zwar von den Färöer Inseln - singen kann er trotzdem.

Da sitzt er nun, mit einer Tasse Kaffe vor sich und starrt, ja wohin eigentlich? Leicht verträumt ins Leere wie es scheint. Und hört obendrein wahrscheinlich seine eigenen Songs - damit würde sich zumindest das leichte Entrücktsein erklären. Aber vielleicht macht man das ja auf den Färöer Inseln so. Denn da kommt er her, der junge Träumer Teitur Lassen. Dass sie dort Fußball spielen können, ist Berti Vogts nicht erst seit der letzten EM-Quali bekannt. Aber Musik?

Ein warmes Debüt in warmen Grün: Das Cover von "Poetry & Aeroplanes". (Foto: Foto: Universal)

Daher macht sich Teitur, wie er sich nennt, auf, mit seinem Debüt bei einem großen Label das Inselgrüppchen zwischen Dänemark und Großbritannien auch auf die musikalische Landkarte zu setzen. Island war gestern, jetzt gibt's gefühlvolle Balladen à la Färöer (nein, nicht etwa in seiner Muttersprache, sondern in der Pop-Sprache Englisch). Ein klarer Fall von warmen Pop-Harmonien für bevorstehende verregnete Herbst- und kalte Wintertage.

Denn gleich mit dem Einstieg "Sleeping with the lights on" fesselt die atmossphärische Gitarren- und Streicheridylle, die sich unwiderstehlich in den Gehörgang schmeichelt. Ja, vor allem immer wieder diese Streicher zur akustischen Gitarre, wie auch in "You're the Ocean" oder dem Titelstück "Poetry & Aeroplanes": Da schweift man unweigerlich ab und gerät ins Tagträumen, verliert sich in den lyrisch angehauchten Texten des Singer/Songwriters Teitur. Mit einer Stimme, die immer wieder an Paul Simon erinnert, sinniert er da über kleine bis mittlere Lebens- und Liebeskrisen, ohne in seiner offenen Melancholie ins Kitschige abzugleiten.

Das klingt in "One and Only" etwa so : "I've been wishing on a star/ but I could never have imagined/ I would land just where you are/ after all this travelling/ took one look in your eye, reached out to hold your hands/ This is when I realised what I could never understand/ Do you want to be my one and only love?"

Das überrascht mit einer Intimität, die dennoch nicht aufdringlich wirkt. Seine Art, Musik zu machen, beschreibt der 25-Jährige so: "Ich weiß, dass viele Musiker Wert darauf legen, eine komplette Geschichte zu erzählen. Anfang, Ende, Moral...Ich beschreibe viel lieber Dinge und der Rest bleibt offen für Interpretation. Mich fasziniert, wie die Menschen ticken, was sie bewegt und warum sie trotzdem ihren Impulsen nicht folgen können." Daraus entstehen Zeilen wie "I'm alright/ I'm just a little rough around the edges of this life/ Play it cool, you can always follow breadcrumbs in a line when you're lost" ("Rough around the edges").

Zielsichere Leichtigkeit

Spätestens in solchen Momenten drängt sich die Nähe zu den Vorbildern R.E.M., Suzanne Vega oder auch Tracy Chapman auf - im durchaus positiven Sinn. Denn dem Mann von der Insel gelingt es mit einer zielsicheren Leichtigkeit, eben keinen lauwarmen Aufguss aus bereits Bekanntem zu bieten, sondern die Anleihen wohl dosiert einfließen zu lassen.

Schon mit 17 zog Teitur aus, das Popgeschäft zu erobern und hat nun mit dem Produzenten Rupert Hine (der, schau an, auch schon mit Suzanne Vega und Tina Turner gearbeitet hat) einen Partner an der Seite, der das Metier ziemlich gut kennt. So bietet die Platte einen Live-Mitschnitt ("To meet you") oder alte Demos aus Tagen in Kopenhagen, die nachträglich im Studio überarbeitet wurden. Diese Schnipselei fällt aber nirgends auf und so liefert Teitur ein warmes und rundes Debüt ab.

Und geschäftstüchtig ist er auch, der Färinger: Wer ihn auf seiner Homepage besucht, der kann gleich von dort aus Flüge in seine Heimat im Nordatlantik buchen. Sehr clever.

Teitur, "Poetry & Aeroplanes" (Universal); Tracks: 1. Sleeping with the lights on, 2. I was just thinking, 3. You're the Ocean, 4. Poetry & Aeroplanes, 5. Josephine, 6. One and only, 7. Rough around the edges, 8. Let's go dancing, 9. Amanda's dream, 10. Shade of shadows, 11. To meet you, 12. Halway between

Tourdaten: 15.09. München - Atomic Café / 16.09. Hamburg - Knust / 21.09. Köln - MTC / 23.09. Berlin - Café Zapata

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