Buddhismus:Der nächste Dalai Lama - eine Frau?

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Der Dalai Lama zu Besuch in Deutschland: Der Religionsführer lobt die Frauen und sagt, sein Nachfolger könne weiblich sein.

Im Hamburger Tennisstadion "Am Rothenbaum" hatte der Dalai Lama, Oberhaupt von 450 Millionen Buddhisten, am Samstag einen großen Auftritt. Er lobte zum Beispiel die Frauen ("warmherziger als Männer und obendrein wichtiger für die Gesellschaft") und forderte die Nonnen auf, künftig die volle Ordination zu erlangen, um somit den Mönchen gegenüber gleichberechtigt zu sein.

Er äußerte sich auch einem ausführlichen ARD-Interview, das an diesem Sonntagabend (23.45 Uhr) im Ersten zu sehen ist. Die Überraschung: Eine Frau könne sein Nachfolger werden. "Natürlich könnte es auch eine Frau sein! Eine junge Frau als Dalai Lama wäre attraktiver ... Ein weiblicher Dalai Lama wäre nützlicher für den Buddhismus, für die tibetische Kultur, das tibetische Volk. Warum nicht?"

Zur Tibet-Frage erklärte der Dalai Lama, sie zeige "das Fehlen menschlicher Werte in den internationalen Beziehungen". Der Tibet habe ein einzigartiges kulturelles Erbe, "(...) aber manche engstirnige chinesische Beamte und Parteisekretäre betrachten diese kulturelle Tradition und den buddhistischen Glauben als Quellen des Separatismus - ob absichtlich oder unabsichtlich, eine Art kultureller Völkermord findet in Tibet statt".

"Voller Misstrauen"

Zu informellen Gesprächen mit China meinte der Dalai Lama, jetzt müsse vor allem Vertrauen aufgebaut werden: "Die chinesische Seite ist voller Misstrauen ... (...) Eine harmonische Gesellschaft kann nicht mit Waffen erzwungen werden." Er selbst habe immer klargestellt: "Wenn es einen ausreichenden Grad an Freiheit gibt, werden wir zurückkehren. Dann werde ich all meine legitime Autorität abgeben an die lokale tibetische Regierung. Dann wäre ich weder geistliches noch politisches Oberhaupt der Tibeter."

Zur Reinkarnation und einer möglichen Nachfolgerin hieß es: "Sinn der Wiedergeburt ist, dass der Nachfolger die Arbeit des Vorgängers fortsetzt, die im vorigen Leben nicht vollendet wurde. Dann müsste der nächste Dalai Lama von außerhalb Tibets kommen, da er meine Arbeit fortsetzen müsste."

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