Buchbranche:Autoren gegen die Holtzbrinck-Spitze

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Im Skandal um die Entlassung der Rowohlt-Verlegerin Barbara Laugwitz schlagen Schriftsteller einen harten Ton an.

Von Marie Schmidt

Im Skandal um den Verlegerwechsel beim Rowohlt-Verlag haben sich erneut namhafte Schriftsteller zu Wort gemeldet. In scharfem Ton bezichtigen sie Joerg Pfuhl, den CEO der Holtzbrinck-Buchverlags-Gruppe, zu der Rowohlt gehört, der Lüge. Sie werfen ihm "Ignoranz, Intransparenz und Rücksichtslosigkeit" vor.

Pfuhl hatte am 29. August der überraschten Belegschaft des Verlages mitgeteilt, dass ab dem 1. Januar 2019 der Publizist und Kunsthändler Florian Illies die verlegerische Geschäftsführung des Verlages übernehmen werde. Über die bisherige Verlegerin Barbara Laugwitz hieß es in einer offiziellen Erklärung, man habe sich wegen "unterschiedlicher Vorstellungen über den weiteren Weg" von ihr getrennt. Was das genau bedeutete, konnte nicht geklärt werden. Die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ließ sich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit den Worten zitieren: "Jetzt ist schon wieder eine Frau rausgekippt worden wie Abfall". Sie nährte damit die Interpretation, es sei einem neuen, eher männlichen Verlegertypus der Vorzug gegeben worden. Einer anderen Lesart nach soll es sich bei dem angestrebten "weiteren Weg" um eine Umstrukturierung der Holtzbrinck-Verlage (zu denen unter anderem S. Fischer, Kiepenheuer & Witsch und die Verlagsgruppe Droemer Knaur gehören) nach dem Modell der Verlagsgruppe Random House handeln. Joerg Pfuhl war, bevor er 2016 zu Holtzbrinck kam, CEO bei Random House.

Mehrere Rowohlt-Autoren hatten sich, weil sie sich mangelhaft informiert fühlten, bereits am 12. September mit einem offenen Brief an die Konzernleitung gewandt: "Die plötzliche Entlassung in Kombination mit der Unmöglichkeit mit Frau Laugwitz in Kontakt zu treten, empfinden wir als unverständlich und unwürdig." Pfuhls Reaktion auf dieses Schreiben konnte die Gemüter offenbar nicht beruhigen. In einem neuen Brief, den jetzt abermals die FAS abgedruckt hat, weisen die Schriftsteller Pfuhls Aussage zurück, es habe sich bei der Kontaktsperre um ein Missverständnis gehandelt. Den Unterzeichnenden liegen offenbar Unterlagen vor, denen zufolge Barbara Laugwitz der Kontakt zu Rowohlt-Autoren "ausdrücklich nur ,in Absprache mit Herrn Pfuhl'" gestatten sei. Sie werde darin zudem an eine Verschwiegenheitserklärung erinnert.

Unterschrieben haben so unterschiedliche Autoren wie Jeffrey Euginides, Max Goldt, Martin Mosebach, Peter Nádás und Margarete Stokowski. Die Zukunftsentscheidungen des Verlages tangierten auch ihre "Zukunft und unsere Interessen als Ihre Geschäftspartnerinnen und -partner", heißt es da. Das Schweigen der Konzernspitze erzeuge "die Befüchtung, dass auch wir eines Tages einem solchen Führungsstil ausgesetzt sein könnten".

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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