Britischer Booker-Preis:Nach einem Schulmassaker gehen wir noch lange nicht nach Hause

Der renommierte britische Literaturpreis geht dieses Jahr an den australisch-stämmigen Schriftsteller Peter Finlay alias DBC Pierre. Sein Debütroman Vernon God Little über ein Schulmassaker in Texas handelt von der "Kultur der Gewalt" in den USA. Haben wir gelacht.

Mit seinem satirischen Roman erzähle er aber auch über sich selbst, sagte Pierre bei der Verleihung in London. Er wolle mit dem Preisgeld von umgerechnet 72.000 Euro seine riesigen Schulden aus neunjähriger Spiel- und Drogensucht tilgen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich so weit kommen würde", sagte Pierre.

Pierre, der mit richtigem Namen Peter Finlay heißt, wurde 1961 in Australien geboren. Freunde des Schriftstellers gaben ihm den Spitznamen DBC Pierre, der zu seinem Pseudonym wurde. Die Buchstaben DBC stehen in Anspielung auf den Kampf gegen die Drogensucht für "Dirty but Clean" (beschmutzt, aber drogenfrei). Derzeit lebt Pierre in Irland.

"Brilliante schwarze Komödie"

Die fünf Mitglieder der Booker-Jury betonten, dass bei ihrem Urteil der Roman und nicht die persönliche Entwicklung des Autors im Vordergrund gestanden habe. Vernon God Little sei ein sprachlicher Genuss. Mit seiner "brillanten schwarzen Komödie" habe Pierre "unser aller Beunruhigung und Faszination mit dem modernen Amerika" eingefangen.

Die Times kritisierte dagegen, dass Pierre für die "derbe Sprache seiner dumpfen Satire" den Preis mitnichten verdient habe.

Um den Booker-Preis, der in diesem Jahr zum 35. Mal vergeben wurde, können sich Schriftsteller aus dem Commonwealth und aus Irland bewerben. Seit zwei Jahren wird die Auszeichnung von der Börsenmakler-Gesellschaft Man Group gesponsert. Seither heißt der Preis offiziell "Man Booker Prize". Vom kommenden Jahr an soll der Kreis der Kandidaten auf amerikanische Autoren ausgeweitet werden.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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