Brandhorst:Ewig jung

Von Evelyn Vogel

Zigfach ist sie da an diesem Abend. Drinnen hängt sie in Öl auf Leinwand und Hartfaserplatte an den Wänden, steht als Cutout auf Aluminium gedruckt an einem Durchgang, als wolle sie zu den Museumsbesuchern sagen: "Kommt mit, ich zeige euch unsere Welt." Jeder, der an diesem Abend ins Brandhorst gekommen ist, kennt Ada so: großflächig, formatfüllend, imposant und irgendwie alterslos. Und dann steht sie leibhaftig vor einem im Foyer bei der Eröffnung der Ausstellung ihres Mannes Alex Katz: klein, zierlich, ganz in Schwarz gekleidet, das dunkle Haar der 90-Jährigen grau, der Mund nicht von einem angedeuteten Lächeln, sondern vielen Falten umspielt, breit lachend übers ganze Gesicht. Neben ihr der 91-jährige Alex, der Ada um mehr als eine Kopflänge überragt. Der Museumsdirektor Achim Hochdörfer hält die Eröffnungsrede, dankt Ada und Alex, dass sie trotz ihres Alters aus New York angereist sind. Und er erinnert daran, wie lange Alex Ada schon malt: seit sagenhaften 60 Jahren. Genau so lange, wie sie verheiratet sind. Ein Raunen geht durch die Menge. Jeder sieht die 90-jährige Ada vor sich, denkt an die Ada drinnen an den Wänden. Ada, die altert, aber nie alt wird. Wie sehr muss dieser Mann seine Frau lieben, dass er sie - allen Falten und Altersflecken zum Trotz - immer und immer wieder so liebevoll malt. Ewig jung im Herzen. Wer würde in diesem Moment nicht Ada sein wollen.

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