Blasphemie-Wettbewerb:Heiliger Bimbam

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Wie man mit einem dreisekündigen Videoclip sein Seelenheil riskiert: Atheisten und Christen streiten über die Existenz Gottes live im Netz.

Christoph Kappes

Auseinandersetzungen wie diese wurden vor Jahrhunderten im akademischen Disput ausgefochten, wenn sie nicht vor dem Großinquisitor landeten. Mittlerweile treten die Diskutanten via YouTube und im Livestream vor die Öffentlichkeit: Am kommenden Samstag werden sich in New York zwei amerikanische Atheisten mit dem Laienprediger Ray Comfort und dem sich wiedergeboren wähnenden Christen Kirk Cameron über die Existenz Gottes streiten.

Das Ganze wird live im Internet übertragen, ein Zusammenschnitt anschließend in einer der beliebtesten Nachrichtenshows Amerikas, in "Nightline" auf ABC zu sehen sein. Seinen Anfang nahm das Showduell vergangenes Weihnachten auf der Videoplattform YouTube: Dort rief der Filmemacher Brian Flemming zur weltweiten Gotteslästerung auf.

Flemming war noch selten um eine Idee zur Vermarktung seiner Projekte verlegen. Als seine erste Arbeit weder beim Sundance Film Festival noch beim konkurrierenden Slamdance Film Festival angenommen wurde, gründete er seine eigne Veranstaltung, das Slumdance Film Festival. Aufsehen erregte Flemming, selbst strenggläubig erzogen, dann aber vom Paulus zum Saulus gewandelt, mit "The God Who Wasn't There" (2005). Der Film dokumentiert in Gesprächen mit Bibelforschern und Volkskundlern die großen Zweifel, die der Regisseur an der Existenz Jesu hegt.

Vergangenes Jahr tat sich Flemming mit Brian Sapient, dem Mitbegründer der atheistischen Internet-Radiostation "Rational Response Squad", zusammen und rief "The Blasphemy Challenge" ins Leben. Gemeinsam forderten die beiden zu einem globalen Outing der Atheisten auf: Wer in einer Videobotschaft auf YouTube den Heiligen Geist leugne und damit nach dem Bibelwort, das da besagt: "Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden (...); wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften" (Markus 3,29), wer also mit einem dreisekündigen Videoclip sein Seelenheil riskiere, habe die Chance, eine von 1001 DVDs von "The God Who Wasn't There" zu gewinnen.

Der Aufruf fand reichlich Widerhall, in mehr als 1200 Filmen wird auf YouTube mittlerweile die Existenz des Heiligen Geistes geleugnet. Offenbar geht es dabei weniger um die verlosten DVDs, sondern um einen Akt der Selbstbefreiung: Viele der Clips zeigen im Glauben Erzogene, die eine Last von den Schultern schütteln. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten, auf "Blasphemy Challenge" antwortete schon bald "Challenge Blasphemy" mit dem Schlachtruf "Christen, bereitet euch auf den Kampf vor."

Den vorläufigen Showdown am Samstag in New York wird der Journalist Martin Bashir moderieren. Nach einem Gespräch mit Prinzessin Diana 1995 über ihre gescheiterte Ehe mit Prinz Charles kann Bashir wohl als erprobt im Schaukampf gelten.

© SZ v. 3.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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