Bildhauer:Intransparent

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Streit um Fritz Koenigs Erbe

Von Sabine reithmaier

Ordnung ins Getümmel bringen - so kündigte Capriccio, das Kulturmagazin des Bayerischen Fernsehen, am Dienstag seinen Beitrag über den Streit ums Erbe Fritz Koenigs an. Und fand in den sieben Minuten heraus, dass sich dem interessierten Außenstehenden in Landshut ein undurchschaubares Bild bietet. Dem ist nicht zu widersprechen.

Vor knapp einem Jahr ist der Bildhauer gestorben; wenige Tage nach seinem Tod ließ seine Alleinerbin, die Fritz und Maria Koenig-Stiftung sein Anwesen, den Ganslberg in der Nähe von Landshut, räumen. Erst die Kunstwerke, später die Möbel. Aus Sicherheitsgründen, erklärte Reinhold Baumstark, ehemals Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, jetzt zweiter Vorsitzender der Stiftung. "Bringen Sie mir drei kräftige Rumänen oder vier kräftige Polen in der Nacht, und dann machen die schnell ihr Geschäft dort." Mal davon abgesehen, dass die Äußerung tief blicken lässt, hätte man die seltsame Art der Mannstärken-Berechnung gern genauer ergründet. Genügen auch fünf Ungarn? Oder sechs Tschechen. Wie viele Deutsche wären notwendig? Müsste man letztere nach Bundesländern unterscheiden? Blieb leider alles ungeklärt.

Welcher Nationalität diejenigen angehörten, die den Ganslberg tagsüber ausgeräumt haben, erfuhr man auch nicht. Warum diejenigen aber die Möbel von Koenigs Wohnzimmer, seiner Küche, seines Sterbezimmers bei einer erst im letzten Moment gestoppten Auktion unbedingt versteigern wollten, das zu verstehen, fiel Dieter Wieland, Dokumentarfilmer und Freund Fritz Koenigs, ersichtlich ziemlich schwer.

Er muss es auch nicht verstehen. Transparenz ist nicht die Aufgabe der Stiftung. Sagt Reinhold Baumstark. "Die Stiftung hat keine Verpflichtung der Öffentlichkeit gegenüber." Sie müsse nur den Wert, der in ihr angelegt ist, wahren und in die Zukunft tragen. An der Nicht-Informationspolitik sind übrigens die Medien schuld. Angesichts der Menge an Fake News müsse man sich nicht wundern, wenn die Bereitschaft, in die Öffentlichkeit zu gehen, ein bisschen restriktiv angewandt werde, untertrieb Baumstark freundlich lächelnd.

Mehr Verständnis für die ratlose Öffentlichkeit bewies Oberbürgermeister Alexander Putz, zugleich Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Er könne nachvollziehen, dass aufgrund der Diskussion und der Gerüchte, "die mehr oder weniger Substanz haben", von außen der Eindruck entstehe, irgendetwas sei im Busch. Und tatsächlich: Einer der Testamentsvollstrecker sei bei der Nachbearbeitung der Unterlagen auf manches gestoßen, "wo wir selbst sagen, da sind einige Dinge nicht astrein gelaufen". Jetzt kümmert sich die Steuerbehörde darum.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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