Besucherrekord:Die Jugend im Louvre

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Mehr als zehn Millionen Menschen haben im letzten Jahr den Louvre besucht. Und sie sind jünger denn je. Lag es an an einem Popvideo?

Von Catrin Lorch

10,2 Millionen Menschen haben den Pariser Louvre im vergangenen Jahr besucht: Weltrekord für das berühmteste Museum der Welt, in dessen Räumen das kostbarste Kunstwerk - Leonardo da Vincis "Mona Lisa" - hängt. Ganz offensichtlich spielt das Haus in einer eigenen Liga. Wenn dort die Zahlen ausnahmsweise mal schlechter sind, dann nur, weil Terror den Touristen die Reiselust nach Paris vermasselt. Nach den Anschlägen waren die Besucherzahlen signifikant gesunken, jahrelang kamen weniger Reisende in die Stadt.

Aber das ist Vergangenheit. Die meisten Eintrittskarten verkauft man an den Kassen im neu gestalteten, vor allem großzügigen Untergeschoss wieder an Amerikaner und Chinesen und konnte so, im Verhältnis zum Vorjahr, mehr als ein Viertel zulegen.

Noch sensationeller ist eine Zahl aus dem Jahr 2017 - unter Museumsdirektoren wird sie nachgerade bestaunt werden: Die Hälfte der Besucher sind jünger als dreißig Jahre. Das ist ein Wert, um den das der Kunst aus allen Jahrtausenden verpflichtete Haus in aller Welt beneidet wird, gilt doch die Hauptanstrengung der Kuratoren und Direktoren von der Londoner Tate Modern bis zum Metropolitan Museum in New York einer Diversifizierung des Publikums, das bislang wesentlich älter und weißer ist als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Jean-Luc Martinez, der Direktor des Louvre, hat gegenüber dem französischen Sender France Info eingeräumt, dass die Entwicklung womöglich nicht der von Kritikern hochgelobten Ausstellung zum Werk von Eugène Delacroix zu verdanken ist, sondern vor allem Beyoncé und Jay-Z. Das Glamour-Paar hat im vergangenen Jahr im Louvre ein Video zum Song "Apeshit" gedreht, bei dem die schwarze Künstlerin im Federkleid vor der Nike von Samothrake hockte und im Bodysuit Tänzerinnen durch die Flure der Gemäldegalerie anführte. Die Musiker krönten einander vor Jacques-Louis Davids panoramabreitem Gemälde von Napoleon und Kaiserin Josephine - was auf Kunsthistoriker durchaus wirken konnte, als posierten Neureiche in ihrer kürzlich angekauften Schloss-Immobilie.

Doch die Verhältnisse haben sich umgedreht: Nobilitiert wurde das alte Gemäuer, an dem etwas vom Glitzerstaub eines Auftritt von Jay-Z und Beyoncé hängen blieb. Denn das Video, in dem der Louvre die Kulisse gibt, ist im vergangenen Jahr mehr als 147 Millionen Mal aufgerufen worden.

© SZ vom 05.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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