Berlins Senat hat entschieden:Sehr geehrter Herr Biermann

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Das monatelange Hickhack hat ein Ende: Der umstrittene Liedermacher Wolf Biermann wird Ehrenbürger der Hauptstadt. Nun steigt die Spannung, wie er auf die Auszeichnung reagieren wird.

Die rot-rote Landesregierung wird nach dem Beschluss an diesem Dienstag nun in Abstimmung mit Biermann einen Termin suchen, an dem ihm die Ehrenbürgerwürde für seinen Kampf gegen das DDR-Regime und für demokratische Bewegungen feierlich verliehen wird.

Das Bundesverdienstkreuz am Band hat er schon. Nun wird Sänger Wolf Biermann auch Ehrenbürger Berlins. (Foto: Foto: Reuters)

Schon früher hatte Biermann zu erkennen gegeben, dass er die Ehrung "sehr gerne" annehmen würde. Der Berliner CDU-Kulturpolitiker Uwe Lehmann-Brauns, der die Debatte mit angestoßen hatte, begrüßte den Senatsbeschluss. "Das ist ein guter Tag für Berlin."

Das Abgeordnetenhaus hatte in der vergangenen Woche mit großer Mehrheit für die Würdigung gestimmt. Nur die Linkspartei enthielt sich der Stimme. In der Begründung des Antrags heißt es: "Wie kaum ein anderer hat sich Wolf Biermann mit seinen Gedichten und Liedern für Demokratie und Bürgerrechte stark gemacht." Gegen seine Ausbürgerung aus der DDR im Jahr 1976 protestierten viele Künstler in Ost und West.

Dieses Ereignis wird auch als Beginn einer Protestbewegung gesehen, die einen beispiellosen Künstler-Exodus aus Ostdeutschland zur Folge hatte und aus heutiger Sicht der Anfang vom Ende der DDR war. Lehmann-Brauns sagte: "Einen solchen Ehrenbürger, der mit persönlichem Einsatz so viel für Berlin gekämpft hat, gab es bisher noch nicht."

Die lange öffentliche Diskussion in den vergangenen Monaten sei ihm jedoch unverständlich gewesen. Möglicherweise habe sie aber auch ihr Gutes gehabt, weil sie zur Aufklärung von Diktatur-Geschichte beigetragen habe.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Franziska Eichstädt-Bohlig sagte, sie sei gespannt, "ob der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die richtigen Worte für die Bedeutung Biermanns für die Stadt finden wird". Zudem müsse die Politik darauf vorbereitet sein, "dass Biermann so einer Veranstaltung seine eigene Note gibt".

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