Berlinale: Isabella Rosselini in "Green Porno":Einfach mal den Kopf verlieren

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Schon mal von Insektensex geträumt? Isabella Rosselini macht auf der Berlinale in ihren "Green-Porno"-Filmchen fürs Handy vor, wie das geht - unter anderem als Spinnen-Männchen.

Ruth Schneeberger

Wenn es nach dem Namen gegangen wäre, hätte eigentlich die Zwillingsschwester, Ingrid Rossellini, in die Fußstapfen ihrer berühmten Mutter Ingrid Bergman treten müssen. Doch während Ingrid fleißig Literatur studierte, um später unter anderem in Harvard zu unterrichten, war es ihre Schwester Isabella, die sich ins Scheinwerferlicht wagte.

Nicht Spinnen-Männchen, sondern diesmal Schnecken-Hermaphrodit: Isabella Rossellini in "Green Porno". (Foto: Foto: Berlinale)

Nachdem sie Journalistin werden wollte, was ihre Mutter ihr erfolgreich ausredete, startete Isabella Rossellini - die als Kind an Skoliose litt und sich schmerzhaften Therapien unterwerfen musste - mit Ende 20 und schon für damalige Verhältnisse sehr spät eine Karriere als Model. Dass sie trotz für die Branche ungewöhnlich fortgeschrittenen Alters erfolgreich sein konnte, lag neben ihrer außergewöhnlichen Schönheit nicht zuletzt am berühmten Namen ihrer Mutter.

Nicht weniger erfolgreich war Rossellini als Schauspielerin, unter anderem in den Filmen "Blue Velvet" und "Wild at Heart" von David Lynch, mit dem sie auch liiert war. Mit dem Regisseur Martin Scorsese war Rossellini von 1979 bis 1982 verheiratet. Auch bei ihren Engagements als Theaterschauspielerin in den USA und Europa bevorzugte sie ihr Leben lang die Avantgarde-Stücke, abgründige und skurrile Themen.

So verwundert es nicht, dass Isabella Rossellini bei der diesjährigen Berlinale mit einem Film aufwartet, der "Green Porno" heißt und sich um Insektensex dreht. Dabei spielt die 55-Jährige alle Tiere selber - unter anderem ein Spinnenmännchen.

Aber von vorne: Als Rossellini gefragt wurde, ob sie etwas für den Sundance Chanel produzieren wolle, der zum Umwelt-Kanal werden soll, witterte sie die Chance, sich einen alten Kindheits-Traum zu erfüllen. "Ich wollte immer schon eine Art Kuriositätenshow über Tiere machen", erzählte sie im Interview der taz. Und weil Tiere beim Sex so kreativ seien, habe sie diese Vielfalt so darstellen wollen, dass sie den Zuschauer zum Lachen bringt.

Mal als Wurm

Acht Sequenzen sind daraus entstanden, in denen Rossellini mal die Schnecke spielt, mal eine Großlibelle, mal einen Wurm - und dann eben das Spinnenmännchen, mit dem sie am meisten Aufsehen erregt. Auf die Frage, warum sie gerade den männlichen Part beim Spinnen-Sex übernommen habe, antwortet sie: "Ist doch lustig, das Männchen zu spielen." Außerdem sei es das Weibchen, das reglos im Netz sitze, während das Männchen sich bewege. Rossellini trägt als Spinnenmann, der viermal kleiner ist als sein weiblicher Gegenpart, einen schwarzen Overall und bemüht sich redlich.

Noch weniger zu sagen hat beim Insektensex der männliche Partner der Gottesanbeterin. Die nämlich frisst während des Geschlechtsaktes den Kopf ihres Partners, dessen Nervensystem so eingerichtet ist, dass er trotzdem weiter Sex haben kann. "Das Weibchen kaut auf dem Kopf des Männchens herum, aber der Akt geht weiter. So machen wir das in Green Porno auch", erklärt Rossellini.

Die acht Sequenzen in "Green Porno" sind mit Real- und Cartoon-Bildern gemischt und für die kleinste aller Leinwände produziert worden: für das Handy-Display. Eine "neue Kunstform" und eine "neue Form des Erzählens" reife hier heran, ist sich Rossellini sicher, die gleichzeitig als Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin agierte.

Dass es in der Tat momentan einen Trend gibt, der bewegte Bilder aufs Handy liefert, steht dabei auf einem anderen Blatt: Die Porno-Industrie hat das Kleindisplay als neuen Vertriebskanal entdeckt - pornografische Inhalte im Mobilfunkbereich erzielen Marktforschern zufolge bereits ein Marktvolumen von 775 Millionen Dollar im Jahr - Jugendschützer sorgen sich schon um die geistige und seelische Gesundheit der jungen Handy-Nutzer.

Dagegen ist der Insekten-Porno völlig jugendfrei und von nahezu aufklärerischer Qualität. Rossellini: "Alle Informationen, die ich in dem Film über das Sexualleben der Insekten gebe, sind korrekt. Es geht eher um Reproduktion als um Lust." Stimmt: Wenn Rossellini sich als Spinnen-Männchen sechs traurige Äuglein ins Gesicht klebt, ist das in der Tat eher zum Lachen als zum Anmachen.

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