BBC-Gebäude gestürmt:Der Zorn im Fernsehsessel

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Ein nicht gesendeter Spendenaufruf für Gaza setzt die BBC unter Druck: Studenten stürmen die Rundfunkzentrale und Proteste nehmen zu.

Der öffentlich-rechtliche britische Rundfunk BBC gerät wegen seiner Weigerung, einen Spendenaufruf für notleidende Menschen in Gaza auszustrahlen, zunehmend unter Druck. Im Unterhaus stimmten am Montag 112 von 646 Abgeordneten parteiübergreifend gegen die Haltung des Senders. "Zuschauer und Zuhörer können durchaus selbst den Unterschied zwischen Spendenaufruf und Politik erkennen", sagte der Labour-Abgeordnete Richard Burden, der die Abstimmung ins Rollen gebracht hatte. Die BBC setze in diesem Fall andere Maßstäbe an als bei ähnlichen Aufrufen beispielsweise für traumatisierte Kinder im Kongo-Krieg und im Darfur-Konflikt.

Fernsehempfangslizenzen gingen in Flammen auf: Zahlreiche Menschen protestierten am Montag vor dem BBC-Gebäude in London. (Foto: Foto: afp)

Auch der private Sender Sky solle seine Blockadehaltung aufgeben und den Aufruf zeigen. Am Abend stürmten etwa 15 Studenten in die Lobby der BBC-Zentrale in London und ketteten sich aneinander. Nach wenigen Minuten wurden sie aber wieder von Polizisten hinausbegleitet, wie im BBC-Nachrichtenprogramm zu sehen war. Vor dem Gebäude folgten ein paar Dutzend Demonstranten dem Aufruf der "Stop the War"-Koalition. Einige verbrannten ihre Fernsehempfangslizenz von deren jährlichen Einnahmen die BBC finanziert wird.

Die Sender ITV, Channel 4 und Five zeigten dagegen den umstrittenen, dreiminütigen Spendenaufruf des Disasters Emergency Committees (DEC) - einem Zusammenschluss mehrerer großer Wohltätigkeitsorganisationen. "Die Kinder von Gaza leiden, viele ringen ums Überleben", heißt es darin zu Beginn. "Hier geht es nicht um das Richtige oder Falsche dieses Konflikts. Diese Menschen brauchen einfach Ihre Hilfe." Gezeigt werden daraufhin verwahrloste Kinder und verwüstete Gebäude. Das DEC schildert die Lage im Gaza-Streifen mit Verweis auf Angaben der Vereinten Nationen und von Hilfsorganisationen.

Die BBC lehnte die Ausstrahlung mit Verweis auf seine Unabhängigkeit und Unvoreingenommenheit ab. Der Sender hatte vor anderthalb Jahren auf Anraten seines Aufsichtsgremiums eine Richtlinie zur Wahrung der Unvoreingenommenheit veröffentlicht. Ursache seien Spendenaufrufe für notleidende Menschen im Darfur-Konflikt gewesen, hieß es in einem BBC-Bericht.

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