Bayrischer Liedermacher:Karibische Leichtigkeit

Lesezeit: 2 min

"Xang und Gitarre": Aigner singt am liebsten auf Bairisch. (Foto: Mathias Remmling)

Der Singer-Songwriter Aigner auf der Bühne im Stemmerhof

Von Dirk Wagner, München

Der Stemmerhof, ein ehemaliger Bauernhof gegenüber der alten Sendlinger Kirche, der unter anderem einen Bio-Markt und ein Restaurant beherbergt, mutet ohnehin wie ein kleines Dorf inmitten der Großstadt an. Steigt man dort aber die steile Holztreppe zum Konzertsaal des Kulturvereins Ars Musica empor, betritt man eine liebevoll eingerichtete Parallelwelt, in der die Kunst noch jenseits ihrer kommerziellen Vermarktung gelebt wird. Von der Lesung über Theaterveranstaltungen bis hin zu Kinoabenden werden dabei alle kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten angeboten. Selbst eine eigene Late-Night-Talkshow wird Mitte Januar in dem ehemaligen landwirtschaftlichen Lagerraum an den Start gehen.

Vor allem aber bietet Ars Musica dort Konzerte an, die alle Genres von Volksmusik über Jazz bis Hip-Hop bedienen. Dabei will man laut Michaila Kühnemann, selbst Musikerin und Vereinsmitglied, auch dem Nachwuchs ein Forum bieten. Allerdings, so räumt sie ein, assoziieren viele mit dem lateinischen Namen einen Ort der klassischen Musik. Dabei ist wegen des fehlenden Konzertflügels gerade die klassische Musik erheblich unterrepräsentiert. Und das, obwohl einst alles mit einem Debussy-Konzert begonnen hat, das drei Philharmoniker aus Bamberg und München in dem damals noch vom Instrumentensammler Roland Fritsch als Werkstatt genutzten Raum spielten. Diesem Konzert ist also die mittlerweile schönste Bühne Sendlings zu verdanken, auf der sich am Donnerstag der musikalische Tausendsassa Aigner auf Gesang und Gitarre reduziert, oder, wie er es nennt, auf "Xang und Gitarre".

Aigner singt zwar auch auf Englisch, vor allem aber bedient er sich ebenso wortgewaltig wie wortschöpferisch der bairischen Sprache. Diese weiß er so lautmalerisch auszuschmücken, dass er dem Bairischen eine geradezu karibische Leichtigkeit entlockt. Begleitet von einem Gitarrenspiel, das in der improvisierten Musik ebenso zuhause ist wie in volksmusikalischen Weisen. Peter Aigner, der seinen Lebensunterhalt mit Gitarrenunterricht in der von ihm mitgegründeten Musikschule Ohrwaschl verdient, hat auch schon für das Tegernseer Volkstheater komponiert. Zudem spielte er in verschiedenen Jazzrock-Formationen und richtet auch als Musiklehrer ein besonderes Augenmerk auf die improvisierte Musik.

Aigners eigene Musik fällt dagegen auch mal hochkomplex arrangiert aus, mit Chorgesängen, die nicht selten an alte Hollywood-Soundtracks erinnern oder an den aufwendigen Arrangements eines Burt Bacharach. Über die Aigner dann warme Bassläufe legt, in die sich wiederum verspielte Gitarrenfiguren verästeln. Samt den programmierten Rhythmen spielt Aigner dabei alle Tonspuren selber ein, die er raffiniert ineinander mischt, um als Ein-Mann-Band die musikalischen Grenzen ebenso zu brechen, wie seine bairischen Texte die Sprachgrenzen wohlklingend aufheben. Weil er all das auch wie ein Liedermacher auf nur eine Gitarre und nur eine Stimme reduziert verdichten kann, erlebt man ihn mit seinen neuen Songs nun als Singer-Songwriter auf der kleinen, aber feinen Sendlinger Musikbühne.

Aigner , Donnerstag, 11. Januar, 20 Uhr, Ars Musica im Stemmerhof, Plinganserstraße 6

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: