Bambi-Verleihung in Stuttgart:Auf der Rampe des gehobenen Showbusiness

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Die diesjährige Bambi-Verleihung war eine Art Heimatabend des Burda-Verlags, durch den Harald Schmidt gewohnt souverän führte. Im WM-Jahr stand der Fußball im Mittelpunkt - und Heike Makatsch wurde gleich mit zwei Bambis ausgezeichnet.

Hans-Jürgen Jakobs

ARD-Moderator Harald Schmidt hat am Donnerstag Abend bewiesen, dass er auch eine 58 Jahre alte Zeremonie wie die Verleihung der Bambis als Fernsehprodukt abliefern kann. Seine Ko-Moderatorin Eva Padberg, das Model aus dem thüringischen Bad Frankenhausen, wirkte neben dem Entertainer wie ein schöner Kleiderständer und verhaspelte sich schon mal ("Vielen Glückwunsch").

In zweieinhalb Stunden brachten sie viele goldene Rehlein des Bunte-Verlegers Hubert Burda an die Preisträger, wobei die Schauspielerin Heike Makatsch (Margarete Steiff) gleich zweimal bedacht wurde.

Ausgezeichnet wurden zum Beispiel: Königin Silvia von Schweden (für ihr soziales Engagement), der Hollywood-Star Samuel L. Jackson, Torhüter Oliver Kahn, Schauspieler Sebastian Koch, Opernstar Anna Netrebko, Mario Adorf und das Ehepaar Nadja Tiller und Walter Giller (für das Lebenswerk).

Harald Schmidt wie der späte Harald Juhnke

Eine illustre Mischung also, und bevor die ARD mit ihrer Live-Übertragung um 20.15 Uhr begann, stimmte Harald Schmidt die fast 1000 Gäste im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum auf den bunten Abend ein. Er sprach davon, dass die Gala "gefühlte elf Stunden" dauere, witzelte über eine Kontaktanzeige ("Frau sucht Mann mit Pferdeschwanz. Frisur egal.") und lästerte darüber, er sei mit seiner Kunst nun im Autohaus gelandet.

Tatsächlich lässt Harald Schmidt wenig anbrennen an diesem Abend. Der Mann, der einst mit Hannover-Witzen aufwartete, verulkt nun Stuttgart, und das als Sänger zu Songs wie "New York, New York". Da glaubt man den späteren Harald Juhnke vor sich zu haben.

Als er den ZDF-Starmoderator Thomas Gottschalk auf die Bühne holte, lästerte er über seinen "ewig jungen" Gast und bekam zu hören, der 49-jährige Schmidt ähnle zusehends dem Gastgeber Hubert Burda, 66, was sich auf die weniger werdenden grauen Haare und die freigelegte Stirn bezog.

Heimatabend des Burda-Verlags

Einmal redete der diesjährige Bambi-Moderator über Erdbeben in Los Angeles und meinte, da habe Liz Taylor wohl gerade ihrer neuen Ehemann getestet, was das Publikum aber gerade noch ertrug.

Von seiner Neigung zu Zoten ließ er sich nicht hinreißen, vielleicht auch, weil die Eltern aus seiner schwäbischen Heimatstadt Nürtingen angereist waren. Überhaupt war es eine Art Heimatabend des Burda-Verlags, der seine Wurzeln im badischen Offenburg hat und heute von München aus geleitet wird.

Aus den "gefühlten elf Stunden" des Harald Schmidt wurden zweieinhalb Stunden, die Bambi-Macher überzogen ihre Sendezeit im Ersten, weil all die Stars auf die Bühne drängten und es immerfort menschelte. "Ich bin's, Frau Lehmann", sagte die Ehefrau des Nationalmannschafts-Torhüters Jens Lehmann und nahm für ihn einen "Bambi" empfang - vor Oliver Kahn, dem zur Fußball-WM im Sommer zurückgedrängten Rivalen, der nun die beste freie Rede des Abends hielt.

Überhaupt spielte der Fußball eine große Rolle bei diesem Festival der Emotionen. Wenn es um die WM ging, um Bambi-Preisträger Sönke Wortmann und sein Sommermärchen-Film oder um Franz Beckenbauer, da klatschten die Leute im Saal am heftigsten.

WM-Helfer werden ausgezeichnet

Und manch einer hatte feuchte Augen, als drei freiwillige WM-Helfer mit "Bambis" beschenkt wurden, darunter der blinde Kevin Barth aus Marburg, der während der WM Spielberichte für Taubblinde verfasst hatte.

Der 13-Jährige bedankte sich bei seinen Freunden und seiner Klasse sowie auch bei der Klassenlehrerin, weil das vielleicht beim Zeugnis helfe.

Da klatschte Harald Schmidt, der Talker der ARD, begeistert. Das echte Leben hat ihn erreicht, das Leben da draußen im Lande - grade rechtzeitig, bevor er mit dem ZDF für das Traumschiff auf See gehen wird.

Ein später Höhepunkt des Abends war noch der Auftritt von Familienministerin Ursula von der Leyen als Laudatorin für die eindrucksvolle Schweden-Königin Silvia.

Die CDU-Politikerin trug ein schwarzes, bodenlanges Kleid mit einem fleischfarbenen Band, das einigen Gästen im Saal sehr gewagt erschien. "Bauchfrei, bauchfrei!", raunte es im Saal, und die Roben der Damen raschelten.

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