Autor von "Der Hundertjährige":Aus der Depression zum Weltruhm

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Jonas Jonasson (Foto: dpa)

Bald läuft die Verfilmung von Jonas Jonassons paradoxem Roman "Der Hundertjährige" im Kino an. Ähnlich wie sein Roman hat auch das Leben des schwedischen Autors etwas Wundersames. Das fängt schon bei seinem Vornamen an.

Von Kristina Maidt-Zinke

In Schweden fiel die Premiere auf den ersten Weihnachtstag, bei uns findet die Bescherung am Donnerstag statt: "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand", die Verfilmung eines der meistverkauften schwedischen Romane aller Zeiten, kommt in die deutschen Kinos und hat gute Chancen, auch hier ein "Mastodont-Erfolg" zu werden, wie man in Schweden sagt. Angeblich denken Autor, Regisseur und Hauptdarsteller schon über eine Fortsetzung nach, die von einem Hundertzweijährigen handeln soll.

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Jonas Jonassons Roman über einen Hundertjährigen, der aus dem Altersheim flieht und auf paradoxe Art auf die Weltgeschichte zurückblickt, stürmt die Bestsellerlisten. Warum das Buch über einen bauernschlauen Pragmatiker, das zunächst von vielen Kritikern übersehen wurde, so erfolgreich ist.

Kristina Maidt-Zinke

Ein hübscher Filmstoff wäre auch die Biografie des Schriftstellers Jonas Jonasson, eines Mannes von knapp dreiundfünfzig Jahren, der im Schatten seines Millionensellers stillvergnügt und bescheiden auf der Insel Gotland lebt: Seine Geschichte hat dramatische, märchenhafte, traurige und komische Züge und spielt an reizvollen Drehorten.

Als jüngster von drei Brüdern im småländischen Universitätsstädtchen Växsjö geboren, absolvierte Jonasson ein Sprachenstudium in Göteborg, wurde Journalist und gründete 1996 ein Medienunternehmen, mit dem er rasch an die Spitze der Branche aufstieg. Um den Preis, dass ihn um die Jahrtausendwende das Burn-out-Syndrom ereilte, mit krassen Folgen: Therapie, Rückzug aus dem Arbeitsleben, Verkauf der Firma. An seinem persönlichen Tiefpunkt begann Jonasson zu schreiben und die Idee des "Hundertjährigen" zu verwirklichen, die ihm im Kopf herumspukte, seit er "Forrest Gump" gesehen hatte.

Von der Literaturkritik ignoriert

Jonasson aber lernte über das Internet eine attraktive Frau kennen, ließ sich mit ihr im Tessin nieder, wurde Vater und genoss erst einmal das Leben. Ein Jahr später zerbrach die Ehe, die Exgattin zettelte einen öffentlichen Rosenkrieg an - und Jonasson, abermals krisengeschüttelt, schrieb weiter. Er publizierte den "Hundertjährigen" 2009 und wurde von der schwedischen Literaturkritik ignoriert. Die wiederum hatte nicht mit der Mund- und Internetpropaganda gerechnet, die das Werk des Newcomers alsbald machtvoll auf die Bestsellerlisten hob.

Zwar wäre die Sterntaler-Analogie fehl am Platz, denn reich war Jonasson auch vorher schon, aber sein Aufstieg aus der Depression zum Weltruhm hat etwas romanreif Wundersames. Das vorläufige Happy End ist das gotländische Bauernhofidyll, das Jonasson mit seinem siebenjährigen Sohn samt Hund, Katze und Hühnern bewohnt.

Ein wenig Sorgen macht ihm die Befürchtung, mit seinem Zweitwerk "Die Analphabetin, die rechnen konnte" die Erwartungen seiner Leser nicht erfüllt zu haben. Dabei hat er seine Absicht, gegen Intoleranz und Fundamentalismus einzutreten, darin noch konsequenter verfolgt. Jedenfalls wird er weiterschreiben, denn dass das seine wahre Bestimmung sei, wusste er schon, als er noch ein Junge war und Pär-Ola Jonasson hieß: Zum "Jonas" wurde er erst bei den Schweizern, die seinen echten Vornamen partout nicht verstehen wollten.

© SZ vom 19.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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