Aufklärungsbuch:Mit einem Grinsen infrage gestellt

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Sachliche und unterhaltsame Informationen über den Feminismus, der sich für die Emanzipation aller einsetzt.

Von Britta Schönhütl

"Es geht um Freiheit, Befreiung und Gleichheit! Ich weiß wirklich nicht, was meine Brüste damit zu tun haben", ruft Emma Watson fassungslos in die Kamera. Die durch die "Harry Potter"-Verfilmungen bekannt gewordene Schauspielerin setzt sich weltweit als UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte ein, nun wurde sie von Feministinnen scharf kritisiert. Sie hatte sich für die März-Ausgabe der Zeitschrift Vanity Fair fotografieren lassen, die Brüste kaum bedeckt, wie unverfroren! Über Emma Watson brach ein Shitstorm herein, viele kritisierten sie für ihre Freizügigkeit und haben infolgedessen auch ihre Glaubwürdigkeit als Feministin in Frage gestellt. Dabei wird vor allem eines klar: Die Gesellschaft hat immer noch ein Feminismus-Problem. Das erklärt die Journalistin Sonja Eismann gleich zu Beginn ihres Sachbuchs "Ene, mene, Missy", eines feministischen Aufklärungsbuchs für Jugendliche, und begründet auch, warum wir heute immer noch Feministinnen brauchen und Frauen noch längst nicht am Ziel sind. Locker und leicht führt sie durch die Geschichte der Frauenbewegung, erklärt wichtige Begriffe und präsentiert Zahlen, die im Alltag helfen sollen.

Wer genau weiß, wie groß der Gender Pay Gap wirklich ist oder wie wenige Frauen weltweit in Spitzenpositionen arbeiten, dem wird schnell klar, dass Feminismus immer noch ein brandaktuelles Thema ist. Dass dieses Buch so leicht verständlich geworden ist, liegt einerseits am umgangssprachlichen Ton, andererseits am klug durchdachten Buchkonzept: Auf die theoretische Abhandlung einiger Feminismusformen und deren Definition folgt ein kurzes Kapitel zu den unterschiedlichen Lebens- und Liebesformen. Die sich selbst als pansexuell bezeichnende Miley Cyrus vermag zum Beispiel, alle Geschlechtsidentitäten gleichermaßen zu lieben, andere Stars wie Beyoncé oder Taylor Swift liefern unterhaltsame Zitate. Die Mischung lässt Sonja Eismanns Streifzug durch die "Superkräfte des Feminismus", so der Untertitel des Buches, kurzweilig und informativ werden, ohne zu belehren.

Als Mitbegründerin und Mitherausgeberin des Missy Magazine, einer pop-feministischen Zeitschrift, stellt sie "beständig den Status quo mit einem Grinsen infrage", wie es auf der Homepage des Magazins zu lesen ist. Von diesem Stil ist auch "Ene, mene, Missy" geprägt: Sonja Eismann bricht die Distanz zu den Leserinnen, indem sie konkret appelliert und immer wieder aufzeigt, wie sich Feminismus leben lassen könnte - ohne etwas vorzuschreiben. "Weil Feminismus sich eben für die Emanzipation aller einsetzt" und jeder Mensch etwas zu diesem Kampf beitragen kann. Sei es durch Engagement in den sozialen Netzwerken, auf Twitter, über diverse Blogs, oder auch nur, indem man festgefahrene Strukturen und Konventionen nicht länger nickend belächelt, sondern ihnen aktiv widerspricht. Hinschauen, nachdenken, frei entscheiden! Sich stark machen für das, was einem selbst wichtig ist. (ab 14 Jahre und Erwachsene)

Sonja Eismann : Ene, mene, Missy. Die Superkräfte des Feminismus. Fischer Verlag, Frankfurt 2017. 256 Seiten, 12,99 Euro

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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