Ateliers:"Da geht noch was"

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Meister, Musen, Malerkittel: In Künstlerateliers gibt es neben den eigentlichen Werken vieles zu entdecken. (Foto: 84 GHz)

Schwabing und die Maxvorstadt schließen munter an ihre glorreichen Zeiten als Viertel der Kreativen an. 90 Künstler und Ateliergemeinschaften öffnen dafür am Wochenende ihre Türen unter dem Motto "Kunst im Karrée"

Von Evelyn Vogel

Schwabing sei schon so oft totgesagt worden, dies aber sei der Versuch zu zeigen: "Da geht noch was." So beschreibt Michael Wladarsch die treibende Kraft hinter den Offenen Ateliertagen, die am Wochenende in Schwabing und der Maxvorstadt unter dem Motto "Kunst im Karrée" stattfinden. Dabei werden mehr als 90 Einzelkünstler und Ateliergemeinschaften ihre Türen öffnen. An insgesamt 56 Veranstaltungsorten werden Malerei, Fotografie, Musik und Bildhauerei gezeigt, dazu gibt es ein Begleitprogramm mit Theater, Lyrik, Performance sowie Workshops.

Tatsächlich hat Schwabing als Künstlerviertel ja eine lange Tradition, aber auch eine mit Höhen und Tiefen. Maler, unter anderen die des Blauen Reiter, sowie Literaten begründeten im 19. und frühen 20. Jahrhundert Schwabings Ruhm. Dort war neben Revolutionären und Reaktionären die Münchner Boheme zu Hause. Stars und Sternchen aus dem Film- und Musikgeschäft frischten in den 1960er und 1970er Jahren Schwabings Ruf als Künstlerviertel auf, und die Maler der Gruppe Spur setzten auch künstlerisch neue Akzente. Obwohl die Kleinkunst hier fest verankert ist, galt Schwabing um die Jahrtausendwende vielen Münchnern allenfalls noch als Touristenviertel, das von seinem verblichenen Ruhm zehrt.

Das ändert sich seit einiger Zeit. Schwabing wird wieder lebens- und liebenswert. In die angrenzende Maxvorstadt, wo auch das Kunstareal mit seinen Museen und Hochschulen liegt, zieht es wieder Künstler hin, die in kleinen Hinterhofateliers, in aufgelassenen Ladengeschäften und Atelierhäusern eine Bleibe finden. Und weil die Dichte an Ateliers wirklich enorm ist, gibt es seit nunmehr 13 Jahren die offenen Ateliertage, die unter dem Titel "Kunst im Karrée" agieren. Organisiert werden sie unter anderen von Sylvia Katzwinkel und Michael Wladarsch von der Designagentur 84 GHz.

"Alles begann damit, dass Künstler von hier in Paris ausstellten", erzählt Wladarsch. "Im Jahr darauf sollten französische Künstler hierher kommen", ergänzt Katzwinkel, "und so haben wir im Keller der Georgenstraße 84 begonnen". Der regelmäßige Künstleraustausch habe zwar nie ganz geklappt, erhalten blieb von der Idee aber die Einladung an einen Gastkünstler aus Frankreich, in diesem Jahr ist es die korsische Malerin Sophie Poliini. Katzwinkel und Wladarsch finden: "Schwabing verpflichtet", denn "hier lebt die Kunst und die wird weit über die Nachbarschaft hinaus wahr genommen". Dass sie nicht die ersten waren, die in München Offene Ateliertage veranstaltet haben, wissen sie. "Im Westend war man früher dran." Aber auf die 13 Jahre währende Tradition ist man dennoch schon recht stolz.

Auch, weil man aus der Flut der Interessenten auswählen kann. "Wir wollen nur professionelle Künstler dabei haben", sagt Wladarsch. Als Auswahlkriterien gelten: BBK-Mitglieder, Akademieabsolventen oder Künstler, die bereits eine größere Ausstellung hatten. Bislang wurde für "Kunst im Karrée" immer ein Katalog produziert. "Der war zwar immer sehr schön, brachte aber nicht die Aufmerksamkeit, die die Künstler verdienen", wissen die beiden Macher, die mit ihrer Agentur dafür werben - und unentgeltlich arbeiten. Unterstützung gibt es zudem vom Kulturreferat und mehreren Bezirksausschüssen.

In diesem Jahr nun haben sie statt eines Katalogs ein Magazin produziert, das sehr ansprechend anmutet und mit einer Karte sowie übersichtlichen Verzeichnissen der Veranstaltungsorte auch gut informiert. 42 000 Exemplare wurden in der Stadt verteilt, und die haben Schwabing als lebendiges Kunstquartier damit jetzt schon mehr Aufmerksamkeit beschert, als in den Jahren zuvor. Schwabing wurde zwar schon oft tot gesagt, aber man weiß ja: Totgesagte leben länger.

Kunst im Karrée, Eröffnung mit Straßenfest: Fr., 8. Juli, 19 Uhr, Georgenstr. 84. Offene Ateliers in Schwabing und Maxvorstadt: Sa/So, 9./10. Juli, 12-20 Uhr, Informationen im Internet: www.kunst-im-karree.de

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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