ARD: Menschen bei Maischberger:Typisch Frau, typisch Mann

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Es war auch eine Lehrstunde für die Männer der CSU - ein Fernsehtalk mit Alice Schwarzer und Gabriele Pauli über Feminines in der Welt.

Christina Maria Berr

So erotisch sei die Sache mit dem Spülen ja auch wieder nicht. Genau, denkt man, egal ob Frau, ob Mann, Alice Schwarzer hat Recht. Die Frontfrau der Frauenbewegung sitzt in Sandra Maischbergers Talkrunde im Ersten und ist in Plauderlaune.

Um sie herum: Eine muntere Damenriege, eingeladen zum Thema: "Sind Frauen die besseren Männer?" Und weil Frauen wie Männer in Talkrunden unterschiedliche Positionen einnehmen sollen, sind auch am Dienstagabend unterschiedliche Typen geladen.

Da ist zunächst einmal die Heldin: Gabriele Pauli, Fürther Landrätin und - vor allem Stoiber-Stürzerin. Alice Schwarzer stellt sofort fest, dass diese ihre Haare schon nicht mehr ganz so rot gefärbt hat.

Vertreterin der Hausfrauenfront

Apart sitzt Pauli mit Rock und Kostümjacke da und erzählt artig, wie es so ist, die böse Frontfrau von der Basis zu sein. Am Vortag zum Beispiel, habe kein einziger irgendetwas Positives zu ihr gesagt.

"Oje" ruft ARD-Moderatorin Angela Elis mitfühlend, und das ist wohl genau das, was man von einer Frau erwartet. Die Macherin des Politmagazins "Fakt" ist für die Sicht aus dem Osten eingeladen. Elis ist im Osten aufgewachsen und hat das Buch "Typisch Ossi - typisch Wessi" geschrieben.

Nun prophezeit sie der Landrätin: "Sie dürfen kaum noch Fehler machen." Den Vorschlag von Christa Müller - Geld vom Staat für Hausfrauen- und Mutterarbeit - findet sie gar nicht so schlecht.

Christa Müller, die Frau von Oskar Lafontaine ("Ich sag jetzt noch einen Satz und dann mach ich mal ne Pause") ist eingeladen, die Hausfrauenfront zu vertreten. Eigentlich, so denkt man sich, würde da nun gut das leicht beseelte Dauerlächeln von Herdhüterin Eva Herman ins Bild passen.

"Wir sind alle Versager"

Doch das mag Schwarzer nicht. Schon einmal hatte sie angeblich eine Talkrunde deswegen abgesagt. Aber Christa Müller ist nicht Eva Herman und liefert deswegen lange nicht so einseitig-unterhaltsame Thesen. Stattdessen muss Alice Schwarzer zugeben: "Vieles von dem, was Sie sagen, ist richtig."

Da kommt der Verdacht auf, dass Männer in so einer Runde polarisierender sein könnten und vielleicht auch ein bisschen weniger zuhören würden. Oder kann man sich eine Herrenrunde vorstellen, in der Gabriele Pauli kein einziges Mal wirklich angegriffen wird? Auch Moderatorin Maischberger zollt der CSU-Rebellin Respekt.

Da meldet sich auf einmal der Sechste in der Runde: Ein Mann. Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, der schon Willy Brandt beraten hat, will mal was sagen. Er darf. Die Wut der Männer in der CSU sei Selbsthass: "Die haben gemerkt, wir sind alle Versager." Das finden die Frauen auch.

Lustig wird es, als der Quotenmann Alice Schwarzer vorhält, sie sei männlicher als so mancher Mann. Das will Maischberger genauer wissen. Nachher, bestimmt Richter. Auch Schwarzer will erst mal zu Ende reden. Dann interessiert die Emma-Macherin die Analyse von der Männlichkeit doch: "Was ist bei mir männlich?"

Menschen bei Schwarzer

"Ich liebe dich ja auch", sagt Richter. Es ist wohl das einzig Richtige, denn da will es Schwarzer genauer wissen: "Sach doch mal", fordert sie. Er erklärt's: Bei Talkrunden im Fernsehen seien alle verurteilt, Alice Schwarzer zuzuhören. Sie widerspricht. Wortreich. Und spätestens da wird aus Menschen bei Maischberger ein anderer Talk: Menschen bei Schwarzer.

Aber das, ist wie so oft, höchst amüsant und charmant. Die anderen Frauen in der Runde hören höflich zu. Und es könnte ja auch sein, so denkt man, dass ein paar Männer der CSU vor dem Fernseher sitzen und heimlich lauschen.

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