Anne Will und die ARD:Sie bleibt

Lesezeit: 2 min

Nach Querelen um die Nachfolgerin von Sabine Christiansen und ihren Sonntags-Talk stattet die ARD Anne Will nun mit einer Stammplatzgarantie aus. Erwägt wird eine Klage gegen den Focus.

Christopher Keil

Zehn Jahre war Andreas Cichowicz Korrespondent der ARD, auch in arabischen Ländern. Er habe viele Geschichten aus 1001 Nacht gehört, sagte Cichowicz am Dienstag, "keine war so falsch wie die im Focus."

An diesem Montag hatte das Heft aus dem Verlagshaus Burda berichtet, Cichowicz, immerhin Chefredakteur des Norddeutschen Rundfunks (NDR), habe im Dezember 2007 eine Art Sendungsanalyse in den Berliner Redaktionsräumen der ARD-Talk-Show "Anne Will" vorgetragen - im Beisein der Moderatorin. Die zuletzt kritisierte Will, 42, soll anschließend die Contenance verloren und Cichowicz "die Leviten" gelesen haben.

"Das stimmt nicht", sagte Cichowicz nun. Weder sei es "der Stil von Anne Will noch meiner, Leviten zu lesen. Ich habe im Dezember eine Art Halbjahresbilanz gezogen. Wir haben auch kontrovers diskutiert, über das Sofa, über Dramaturgie und Themen der Sendung". Streit habe es deswegen nicht gegeben. Er prüfe rechtliche Schritte gegen den Focus.

Dass die ARD, auch, um ihr Programmschema reformieren zu können, Frank Plasberg mit "Hart aber fair" von Mittwochabend auf den Sonntagabend schiebt und Wills Talk beendet, hat Günter Struve, 67, am Montag ausgeschlossen. Der ARD-Programmdirektor hat zwar angekündigt, bis Sommer mit den Intendanten dafür zu sorgen, dass über eine einheitliche Werktagansetzung der Tagesthemen entschieden werde. Aber nicht zu Lasten Wills.

Ausdrücklich gelobt

Die ARD werde ihren Vertrag mit Anne Will, der bis 2010 läuft, erfüllen. Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff erklärte: Will sei für ihre Sendung unlängst beim Treffen der Intendanten in Bonn ausdrücklich gelobt worden. "Ihre Sendung ist sehr erfolgreich, so wie auch der Mittwochstalk von Frank Plasberg. Einen Handlungsbedarf gibt es deshalb nicht."

So könnte es sein, dass am Ende Plasberg seinen Platz tauschen und auf den Donnerstag rücken muss. Das sei, so ein ARD-Manager, eine Variante. Keine Variante sei es dagegen, den Fernsehfilm der Woche vom Mittwochabend (20.15 Uhr) abzuziehen.

Für Anne Will spricht, dass sich Moderatorin und Redaktion nach einem Ausrutscher (8,9 Prozent Marktanteil) Ende Februar stabilisiert haben. Die Quoten liegen konstant über zwölf, zuweilen bei über 17 Prozent. Doch das Profil der Sonntagabendtalkshow hat sich so sehr auch nicht verändert mit dem Wechsel von Sabine Christiansen zu Anne Will. Will setzt mehr auf Erkenntnisgewinn beim Zuschauer, was zuweilen auf eine Art politischen Volkshochschulkurs hinaus läuft. NDR-Mann Cichowicz glaubt, dass vieles, was er im Dezember angesprochen hat, inzwischen optimiert worden sei.

© SZ vom 29.4.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: