Agentur kündigt Fotografen manipulierter Kriegs-Bilder:Bombenschäden per Photoshop

Lesezeit: 1 min

Die Aufnahmen des libanesischen Fotografen Adnan Hajj zeigen Beirut nach einem Bombardement der israelischen Luftwaffe. Schwarze Rauchwolken steigen aus zerstörten Häusern. Doch die entstammten der Kopierfunktion eines Bildbearbeitungsprogramms.

ut

Bilder lügen nicht. Oder doch? Die Aufnahme des libanesischen Fotografen Adnan Hajj zeigt Beirut nach einem Bombardement der israelischen Luftwaffe am vorigen Samstag. Schwarze Rauchwolken steigen aus zerstörten Häusern auf.

Original und Fälschung: Ein Luftangriff der Israeli auf Beirut (re.) wurde in der Version des Fotografen Adnan Hajj (li.) viel dunkler. Reuters trennte sich von dem Libanesen. (Foto: Fotos: Reuters)

Bereits am Tag der Veröffentlichung durch die Nachrichtenagentur Reuters dokumentierte ein US-amerikanischer Blogger seine Zweifel an der Echtheit des Fotos. Auf seiner Internetseite www.littlegreenfootballs.com mutmaßte er: Da habe wohl jemand mit dem Stempelwerkzeug des Bildbearbeitungsprogramms Photoshop hantiert und die Aufnahme aus dem Nahost-Krieg künstlich dramatisiert. Nun hat Reuters die Manipulation eingeräumt und alle 920 Fotos des Mitarbeiters Hajj zurückgezogen. ¸¸Es gibt keinen schlimmeren Verstoß unserer Fotografen gegen die Reuters-Standards als die absichtliche Manipulation von Bildern", sagt Bildchef Tom Szlukovenyi. Eine solche Verfälschung untergrabe das Vertrauen in die Arbeit der Agentur. Reuters trennte sich von Hajj und entschuldigte sich bei seinen Kunden. Der Fotograf wies die Vorwürfe hingegen zurück: Er habe die Aufnahme säubern wollen und dabei einen Fehler begangen.

Das Urteil der Internet-Gemeinde fällt allerdings eindeutig aus. Von ¸¸Betrug" ist in Blogs die Rede. ¸¸Es ist so unglaublich offensichtlich", heißt es: Rauch kringle sich nicht in symmetrischen Mustern wie auf dem manipulierten Bild. Die Detektive entdeckten außerdem dublizierte Häuser und eröffneten einen weiteren Schauplatz in diesem Propagandakrieg: Hajj hatte auch die Folgen des Bombardements von Kana fotografiert, über dessen wahres Ausmaß bereits kurz nach dem Ereignis Streit entbrannt war. Reuters hat bei der Durchsicht von Hajjs Fotos bisher allerdings nur eine weitere Manipulation gefunden: Bei der Aufnahme von einer israelischen F 16 über Nabatiyeh fallen drei Bomben aus dem Flugzeug - in Wirklichkeit aber war es nur eine Bombe.

© Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.182, Mittwoch, den 09. August 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: