Afrikanische Musik:Wie Trommeln singen

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Youssou N'Dour nach acht Jahren wieder in der Muffathalle

Von Dirk Wagner, München

Wenn Youssou N'dour, der bedeutendste noch aktive afrikanische Superstar, in der Muffathalle residiert, gleicht schon das Treiben vor der Halle einem Volksfest. Prompt bietet dort auch die derzeit in Europa tourende Band Mokoomba aus Zimbabwe ein spontanes A-Capella-Konzert. Acht Jahre lang war der zwischenzeitliche senegalesische Minister für Kultur und Tourismus schließlich nicht in München, wo er heuer sein einziges Deutschlandkonzert spielt. In seinem ersten Song des Abends, Lima Wessu, spricht er darum auch zu seinen angereisten Fans wie ein lange abwesender Vater zu seinen Kindern: "Wenn ich von den Kindern, die ich liebe, umgeben bin, fühle ich mich wieder glücklich".

Dann erzählt er ihnen von einem reichen Afrika, das hier niemand kennt. Und er singt von Amadu Bamba, dem "heiligen Mann von Touba", einem senegalesischen Erneuerer des Islams. Die Reggae-Anleihen in "Bamba" gedenken dabei auch einem anderen Erneuerer, nämlich dem geschätzten Nachbarn Bob Marley. Doch Youssou N'dours Musik ist nicht so sehr vom Reggae inspiriert als vielmehr von jenen senegalesischen Mbalax-Rhythmen, die die Trommelgruppe von einem Schlagzeuger ergänzt über funkige Gitarrenläufe schiebt, die wieder in ihren rasanten Repetitionen selbst mehr Rhythmus als Melodie sein sollen. Die Bläsersätze, die ein solches Klangbild abrunden, werden auf der Bühne leider nur von einem einzigen Saxofonisten gespielt. Die ebenfalls zu hörenden Trompetenklänge werden also nur über Keyboards zugeliefert. Tatsächlich sind derlei Zuspielungen auch das Spannendste, was die beiden aufgestellten Keyboarder der Musik zu bieten haben.

Folgerichtig lässt man sich stattdessen von den Rhythmen mitreißen, und vom charismatischen Auftritt des Sängers, der sein Publikum mit Hits wie "Seven Seconds" begeistert. Dass er außer "Serin Fallu" von der aktuellen EP wenig Neues bietet, stört dabei kaum. Nach achtjähriger Abstinenz ist es ohnehin egal, mit welchen seiner Songs Youssou N'dour seine Kinder zum Tanzen bringt.

© SZ vom 04.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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