Ägypten:Literaturnobelpreisträger Nagib Mahfus gestorben

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Der Schriftsteller starb im Alter von 94 Jahren in einem Krankenhaus in Kairo. Mahfus erhielt 1988 den Nobelpreis für Literatur und galt als einer der führenden Intellektuellen der arabischen Welt.

Der Mensch in der "alles zerstörenden, alles verschlingenden Zeit", das war zum Schluss Mahfus' großes Thema. Durch seine kritischen Bücher wurde beinahe selbst zum Opfer seiner Zeit. 1994 stach man ihn vor seiner Kairoer Wohnung nieder, da er auf der Todesliste islamischer Fundamentalisten stand.

Das Foto aus dem Jahr 1988 zeigt den Schriftsteller Nagib Mahfus am Schreitisch. (Foto: Foto: dpa)

Die Journalistin und Kennerin des Schriftstellers, Erdmute Heller, nannte Mahfus einmal einen "Anwalt der kleinen Leute, der Ausgestoßenen, Unterdrückten und Entrechteten, deren Schicksal bis dahin unter dem Deckmantel der Moral, der Religion und der Heuchelei verschwiegen worden war".

Seit dem Mordanschlag, an dessen Folgen der Autor sehr litt, ging er kaum noch aus dem Haus. Über das kulturelle Leben ließ er sich von einer seiner beiden Töchter und einem guten Freund auf dem Laufenden halten. Seine Attentäter wurden im 1995 zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Vergangene Woche erklärten die Ärzte des Schriftstellers, die Ursache für seine gesundheitlichen Probleme sei letztlich Altersschwäche. Nachdem er im Juli nach einem Sturz ins Krankenhaus eingeliefert worden war, erholte er sich zunächst etwas. Anfang August wurde sein Gesundheitszustand jedoch wieder schlechter.

Einziger arabischer Literaturnobelpreisträger

Mahfus, der sich auch von Tolstoj und Thomas Mann inspirieren ließ, erhielt 1988 als erster und bislang einziger Araber den Friedensnobelpreis. Besonders ist Mahfus durch Romane bekannt geworden, die dem sozialen Realismus zuzurechnen sind. Dazu zählt auch seine berühmte Kairo-Trilogie. Zahlreiche Werke des Ägypters sind auch ins Deutsche übersetzt worden. Er hat Ägypten kaum verlassen. Den Nobelpreis nahmen seine Töchter für ihn entgegen.

Mahfus galt als ein extrem kreativer und fleißiger Schriftsteller. Neben seiner Arbeit als Beamter und Berater des Ministers für Kulturelle Angelegenheiten (bis 1971) schrieb er mehr als 40 Romane, Theaterstücke und Kurzgeschichten. Sein umstrittenstes Werk war der Roman "Die Kinder unseres Viertel" von 1959. Das Werk über Glaube und falsche Heilslehren wurde nur auf den Index gesetzt und sorgte letztlich auch für den Mordanschlag, da islamische Kritiker das Buch als "gotteslästerlich" einstuften.

Mahfus selbst war jedoch ein liberaler und toleranter Muslim. Seine unvollendete Magisterarbeit am Literatur- und Philosophiekolleg der Ägyptischen Universität von Kairo schrieb er über den "Begriff der Schönheit in der islamischen Philosophie". Die Amerikanische Universität Kairo stiftete ihm zu Ehren den Nagib-Mahfus-Literaturpreis für den besten arabischen Roman.

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