17 Jahre danach - Jobst Plog geht:Das Ende einer außergewöhnlichen Karriere

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Beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) haben die Aufsichtsgremien mit Plog einen Fahrplan für den Chefwechsel festgelegt. Wird der Neue im Sommer gewählt - und im Januar 2008 ins Amt eingeführt?

Hans-Jürgen Jakobs

Er ist bei weitem der dienstälteste Intendant der ARD. Er hat alle großen medienpolitischen Gefechte miterlebt, war an vorderster Stelle dabei, als RTL Marktführer wurde - und als das Erste wieder Erster wurde. Kurzum: Jobst Plog, 66, ist ein Markenzeichen des öffentlich-rechtlichen Systems. Und doch zeichnet sich jetzt sein Abgang ab: Am 15. Januar 2008 wird es wohl soweit sein - auf den Tag 17 Jahre nach Plogs erstem Arbeitstag als Intendant des Norddeutschen Rundfunks. Und ein Jahr vor Ablauf seines Arbeitsvertrages.

(Foto: Foto: ddp)

Am vergangenen Freitag sprachen die Chefs der Aufsichtsgremien - also des Rundfunkrats und des Verwaltungsrats - mit dem NDR-Intendanten über das Procedere. Danach werde im Juli oder August die neue Spitze des NDR gewählt; sowohl der Intendant als auch sein Stellvertreter sind dann neu zu bestimmen. Bisher wurde der NDR-Vize isoliert gesucht.

Gesucht wird: ein Konservativer

Aus der NDR-Zentrale an der Hamburger Rothenbaumchaussee werden "informelle Gespräche" bestätigt. Auch sei es so, dass die Vorstände von Verwaltungsrat und Rundfunkrat einvernehmlich Konsens erzielt hätten, den neuen Intendanten und dessen Stellvertreter gemeinsam zu wählen - also eine Gesamtlösung anzustreben. Eine Bestätigung für den 15. Januar 2008 aber gibt es nicht. "Ein Termin für das mögliche Ende des Arbeitsvertrages von Herrn Plog kann sich nicht vor, sondern erst nach einer solchen Gesamtlösung ergeben", heißt es.

Gesucht wird ein konservativer Senderchef, der den CDU-dominierten Regierungen der Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg aus dem NDR-Sendergebiet in die Optik passt. Der Vize wiederum darf dann eher sozialdemokratisch sein, was dem vierten NDR-Land Mecklenburg-Vorpommern gefallen könnte.

Sozialdemokrat Plog selbst wirkte in einer Zeit, in der zumeist die SPD das Sagen in den vier Bundesländern hatte. Gleichwohl schaffte es der Jurist erfolgreich, die Parteien weitgehend aus dem Sender herauszuhalten. Gerne wäre er vermutlich bereits in diesem Jahr gegangen, falls es zu einer geräuschlosen und effektiven Nachfolgeregelung gekommen wäre. Es kam aber nicht.

Zu viel politische Farbenlehre?

Vielen möglichen Kandidaten scheint die starke Unions-Komponente bei der Intendantenfrage nicht zu gefallen. Zu viel deutet auf politische Farbenlehre. Auch den konservativen, erfolgreichen ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut störte das offenbar - er soll abgesagt haben. Produzent Hubertus Meyer-Burckhardt wiederum, der im Reich des NDR-Ablegers Studio Hamburg arbeitet und früh als Kandidat genannt wurde, geht ganz in seinen Fernsehfilmprojekten auf.

Bleiben nach derzeitiger Lesart noch Helmut Reitze, Intendant des Hessischen Rundfunks, sowie ZDF-Direktor Gottfried Langenstein, der den Kultursender Arte lenkt. Allenfalls Außenseiterchancen werden dem Kieler NDR-Landesfunkhausdirektor Friedrich-Wilhelm Kramer zugebilligt - aber wer weiß. . .

Für Plog geht eine außerordentliche Karriere zu Ende. Er hat den NDR geprägt wie kein Zweiter und zudem immer ein Auge auf das Projekt Arte gehabt, das dem Frankophilen, der in Südfrankreich ein Haus hat, ein ganz besonderes Anliegen war.

Im Quotenkampf hat der Spross einer Journalistenfamilie auf Stars gesetzt wie Reinhold Beckmann oder Harald Schmidt. Plog fährt gerne Rennrad und ist Fan des Fußballklubs FC St. Pauli, in dessen Aufsichtsrat er dann aber doch nicht ziehen wollte.

Im NDR hatte Plog 1977, also vor 30 Jahren, als Justiziar begonnen. Bereits 1980 wurde er stellvertretender Intendant.

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