13 Jahren später:Anspielungsreich

Lesezeit: 2 min

"The Sound of Money" stellen ihr zweites Album vor

Von Dirk Wagner, München

Woher kommt eigentlich das Fragezeichen im Anagramm "More? Why Not!", das den Titel des Debütalbums "Throw Money!" variiert? Mit jenem Anagramm hat die zum Quartett gewachsene Münchner Band The Sound Of Money nun nämlich ihr 13 Jahre später veröffentlichtes zweites Album benannt. Anagramme betiteln darauf auch die einzelnen Songs, deren Namen aus Buchstaben legendärer Albumtitel der Sechziger Jahre gebildet wurden. Der Song "Nude Spots" verwendet zum Beispiel dieselben Buchstaben, die in anderer Reihenfolge das wegweisende Beach Boys-Album "Pet Sounds" benennen. Und lässt man großzügig ein "r" verschwinden, wird aus Bob Dylans "Highway 61 Revisited" das von The Sound Of Money mit britisch anmutendem Sprechgesang eingeleitete "I Had 1680 Wives". Mit seinen Streichern und Chorgesängen erinnert dieses Stück an jene Progrock-Vorläufer, mit denen sich Rockmusiker Ende der Sechziger Jahre als Komponisten sogenannter Rockopern in die Musikgeschichte einschreiben wollten.

Die Münchner Martin Lickleder, Claudia Kaiser, Franziska Erdle und Albert Pöschl (von links) bereiten die Popgeschichte als spannendes Quiz auf. (Foto: Gerald von Foris)

Entsprechend erinnert auch das Intro zum ersten Song "Tiger T Death Happens To A Few" (abgeleitet vom Titel des Pink Floyd-Debüts "The Piper At The Gates Of Dawn") an das Zwischenspiel in "A Quick One (While He´s Away)" von The Who, über das sich nun aber der Gesangstil einer Nico vom ersten Velvet Underground-Longplayer schiebt. Ebenso vertraut erscheinen einem die anderen Lieder des Albums, das letztlich wie der 50 Jahre alte Soundtrack zum damaligen Summer Of Love klingt. Allerdings so raffiniert instrumentiert und arrangiert, dass man Freunden jener Epoche raten mag: Lassen Sie die aktuelle Neuauflage des ohnehin überschätzten Sgt. Pepper-Albums der Beatles ruhig in den Verkaufsregalen verstauben und greifen Sie lieber zur erfrischend witzigen Zeitreise der The Sound Of Money. Ähnlich wie der Soundtrack zu "The Rutles - All You Need Is Cash", der nur so klingt, als wären die darauf verarbeiteten Songs aus der Feder der Beatles, sind auch die hier aufbereiteten Songs trotz ihrer scheinbaren Vertrautheit allesamt neue Kompositionen von Claudia Kaiser (ehemals The Moulinettes), Albert Pöschl (unter anderem Das Weiße Pferd) und Martin Lickleder (noch immer Suzie Trio), die mit der Schlagzeugerin Franziska Erdle das Quartett The Sound Of Money bilden. Den Fab Four des Münchner Undergrounds ist ein außergewöhnlich facettenreiches und detailverliebtes Album gelungen. Selbst die liebevoll gestaltete Hülle zitiert im Comic-Stil bekannte Schallplattencover wie die Banane der Velvet Underground. Bei solchem Aufwand kennen die Beteiligten den Klang des Geldes wohl eher vom Zahlen als vom Kassieren.

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Aber wahrscheinlich ist der Bandname ohnehin - mit einem Augenzwinkern in Richtung "The Sound Of Munich" der Merricks - vom grandiosen Album "The Sound Of Johnny Cash" abgeleitet. Money statt Cash also. Solche Gedankenspiele drängen sich auf, wenn man sich auf Pop-Nerds wie Kaiser, Pöschl, Lickleder und Erdle einlässt, die die Popgeschichte einmal mehr als spannendes Quiz für weitere Nerds aufbereiten. Daher vielleicht das Fragezeichen, das sich in das Anagramm geschlichen hat. The Sound Of Money: More? Why Not!, Freitag, 16. Juni, 20.30 Uhr, Milla, Holzstraße 28

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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